Gemalt für Kardinal Benedetto Giustiniani, war Bagliones Amor eine Antwort auf den Amor, den Caravaggio zuvor für Marchese Vincenzo Giustiniani, den Bruder des Kardinals, geschaffen hatte. Caravaggio hatte einen hübschen, aufreizend nackten Knaben als jugendlichen Gott der irdischen Liebe zum Sieger über die freien Künste, die Macht und den Ruhm erhoben. Darüber hinaus verlieh er ihm die Züge eines Jungen, der auch für religiöse Figuren Modell stand. Damit forderte er die moralischen Wertvorstellungen seiner Zeitgenossen heraus. Baglione lässt die irdische Liebe von einem geharnischten himmlischen Amor zu Boden werfen. Links unten sitzt ein Dämon mit Faunsohren und Dreizack. Die Antike kannte bereits den Wettstreit zwischen Eros und Anteros um die Seele des Menschen. Versöhnen sich beide, ist die vollkommene Liebe erreicht. Demgegenüber zielt Bagliones Bild, gemäß der offiziellen kirchlichen Lehre seiner Zeit, auf die Unterwerfung der irdischen Liebe. Der himmlische Amor holt mit einer Dynamik, die an den hl. Michael im Engelssturz erinnert, zum finalen Stoß aus.