Sprache der Kunst
Die Sprache der Kunst richtet sich zunächst an die Sinne und nicht an den Verstand.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind Angst vor einem roten Haus hatte, vor seinem barocken Giebel, seiner Toreinfahrt und den roten Maschinen in seinen Schaufenstern.
Vor allen roten Häusern hatte ich Angst; es verband sich damit immer die Vorstellung von Krankenhaus, Schlachthof, Hinrichtung.
Angst ist dem Menschen ebenso gemäß wie die Sehnsucht nach Schönheit, nach Erlösung. Und in seinen Ängsten und Sehnsüchten kann der Mensch nicht allein sein, er bedarf der Kommunikation, der Mitteilung. Die Form dieser Mitteilung kann große Kunst sein und Kunst kann nicht darauf verzichten, Mitteilung sein zu wollen.
Kunst muss nicht allgemeinverständlich sein, aber verstehbar. Die größte Genugtuung für den Künstler ist nicht, wenn er glaubt ein Bild sei ihm geglückt, sondern wenn es anspricht, wenn die Mitteilung ankommt: dann ist Menschlichkeit gelungen.
(Text: Wolfgang Lettl)