Julius Hübner war 1826 seinem Lehrer Wilhelm Schadow von Berlin an die Düsseldorfer Akademie gefolgt, wo er alsbald Ruhm als Porträtist und im Fach des romantischen Genres errang. Sein besonderes Interesse galt ›rein poetischen‹ Darstellungen nach Dichtern wie Goethe (»Der Fischer«, 1827/28, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 752), Ariost (»Roland«, 1828, Museum Kunstpalast, Düsseldorf) und Ludwig Tieck (»Die schöne Melusine«, 1844, Muzeum Narodowe w Poznaniu). Auch seinen Gemälden zu biblischen Themen suchte er poetische Ausdruckskraft zu verleihen. Mitunter wandelte er – wie in diesem vom Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener bestellten Bild »Die Schutzengel« – Religiöses zu märchenhafter Anekdote. Dargestellt sind zwei Kinder, die im Wald Beeren gesucht haben und nun unter einer hohen Buche eingeschlafen sind. Zwei mit kostbaren Umhängen bekleidete Schutzengel haben sich betend hinter ihnen eingefunden. Helles Licht geht von den Figuren aus und beleuchtet den dunklen Wald. Die in der katholischen Liturgie verehrten Schutzengel wurden als Motiv von den Nazarenern neu entdeckt. Das in Gold gefaßte, rundbogige Bild hat den Charakter eines der privaten Erbauung dienenden Andachtsbildes. | Birgit Verwiebe