Der sogenannte Meister der Karlsruher Passion war ein am Oberrhein tätiger Maler der Spätgotik. Es wird vermutet, dass sich hinter dem Notnamen der Maler Hans Hirtz verbirgt.
Die hier wiedergegebene Darstellung der Entkleidung Christi ist eine von sieben heute noch erhaltenen Tafeln eines Passionszyklus, sechs davon gehören zur Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe. Sie zeigen weitere Stationen des Leidensweges Christi: das Gebet am Ölberg, die Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung und Annagelung Christi ans Kreuz.
Der Maler schildert die Begebenheiten besonders drastisch. Inmitten der dicht gedrängten Menge steht Christus, nackt und blutüberströmt. Sein Blick wendet sich von seinen Peinigern ab und begegnet demjenigen des Betrachtenden. Maria, gestützt von Johannes und begleitet von den trauernden Frauen, steht hinter ihrem Sohn und verdeckt mit einem weißen Tuch dessen Blöße. Gleichzeitig erscheinen die Soldaten und Schaulustigen wie eine undurchdringliche Mauer aus Lärm und Getümmel, die in reicher Farbigkeit und mit übergroßen Köpfen die Willkür des Kriegsvolks repräsentieren.
Der erzählerische Charakter des Gemäldes wird durch die dichte Figurenanordnung, die expressiven Gesten und Gebärden, sowie eine detailgetreue Darstellung der Personen verstärkt. Durch die Wiederkehr einzelner Personengruppen in den anderen Tafeln der Folge werden die Handlungsstränge der Komposition sichtbar.
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