In übernatürlicher Größe steht Maria mit dem Kind im Langhaus einer gotischen Kathedrale. Die detaillierte Wiedergabe der Architektur und die differenzierten Abstufungen des Lichts verleihen dem Kirchenraum ein eigenes räumliches Fluidum. Die überlieferte Inschrift auf dem heute nicht mehr erhaltenen Rahmen pries das Wunder der Geburt und die Jungfräulichkeit Marias. Darin wurde auch das Sonnenlicht, das die Fenster durchdringt, ohne diese zu zerstören, gleichnishaft auf Maria bezogen, die Mutter war und dennoch Jungfrau blieb. Das von Norden in die Kirche einfallende Licht verweist gleichfalls auf die übernatürliche Bedeutung aller Dinge. Die Doppeldeutigkeit des Bildes entspricht dem christlichen Denken des späten Mittelalters. So dienen die Architektur, das Licht und der Altar als Hinweise auf die priesterliche Rolle Marias und ihre Eigenschaft als Gotteshaus und Tempel Christi.