Von Kopenhagen über Berlin und Dresden hatte der 27jährige Däne im Jahr zuvor München erreicht, wo er ein Jahr blieb. Auf der Weiterreise nach Rom starb er wenige Monate später in Vicenza. Das Hauptwerk der kurzen Münchner Zeit ist das figurenreiche Nachtbild »Künstler in Finks Kaffeehaus« (Thorvaldsens Museum, Kopenhagen), das eine schon in Kopenhagen begonnene Reihe von Bildnissen der Freunde abschließt. Hier schon erkennt man im Hintergrund den gleichaltrigen Crola, der aufmerksam einen Brief liest (die Ölstudie dazu ist in Privatbesitz.). Das Crola-Bildnis der Nationalgalerie entstand unabhängig davon. Statt der von Bendz oft bevorzugten, verwirrenden räumlichen Konstruktionen und Lichtführungen findet man hier nur ein ruhiges, sehr klares System schräger Linien.
Der Landschaftsmaler Georg Heinrich Crola (1804–1875) kam aus Dresden. Seine Ausbildung hatte im Spannungsfeld zwischen dem Akademismus Johann Christian Klengels und der Natursymbolik Caspar David Friedrichs und Johan Christian Clausen Dahls gestanden. Das Gebirgsmotiv auf der Staffelei ist für seine Kunst charakteristisch. Eines seiner Gemälde beschrieb Carl Gustav Carus 1833 im letzten seiner »Zehn Briefe über Landschaftsmalerei« als beispielhaft für jene »Erdlebenbildkunst«, die »die tiefsten poetischen Anschauungen gewisser Seiten des großen geheimnisvollen Lebens der Erde« vermittelt. Auch in einer Wasserfall-Darstellung des Holländers Allart van Everdingen mit den »dunkelklaren Massen des niederziehenden feuchten Elements in ihrem innern leidenschaftlichen Ineinanderwühlen« erkennt Carus »die Auffassung eines Moments, eines Lebensaugenblicks aus freier Natur« (C. G. Carus, Briefe und Aufsätze über Landschaftsmalerei, Leipzig, 1982, S. 67, 126, 132).
Ein Bild dieser Art steht auf Crolas Staffelei. Doch zu der Größe der Naturauffassung steht die Gestalt des Künstlers in einem auffallenden Kontrast. Traut man dem jungen Biedermann, der sich die Annehmlichkeiten von Tabak und Musik gönnt, eher die Versunkenheit in schwermütige Gedanken oder die Ermattung nach einer durchzechten Nacht zu? Die Entscheidung mag offenbleiben; doch schon damit wird ironisch auf einen Widerspruch zwischen Kunstideal und praktischem Leben hingedeutet, dem die romantische Vorstellung vom künstlerischen Genius nicht standhalten kann. | Claude Keisch