Holbeins zweiter Aufenthalt in England, bei dem er 1536 schließlich Hofmaler des Königs wurde, begann mit Werken für den Stahlhof, die Niederlassung der einflußreichen hansischen Kaufleute in London. Neben zwei nur in Kopien überlieferten Wandbildern auf Leinwand entwarf er auch den von mehreren Zeitgenossen beschriebenen Festapparat, der zur Krönungsfeier der Königin Anna Boleyn, der zweiten Frau Heinrichs VIII., im Mai 1533 vor dem Stahlhof errichtet wurde. Es handelt sich damit bei dem Blatt um eine ausgefallene Aufgabe im Werk des Künstlers. Zu sehen ist Apoll, dessen Thron von einem Baldachin mit bekrönendem Adler überhöht wird, im Gewand eines römischen Imperators, umringt von den neun Musen, deren jede auf die ihr eigene Art das Lob der Königin singt und spielt. Weder aus der Zeichnung noch aus den Beschreibungen geht eindeutig hervor, ob die Figuren gemalt waren oder von Menschen dargestellt wurden. Dagegen wird mehrfach erwähnt, daß der zentrale, die kastalische Quelle symbolisierende Brunnen bis zum Abend Rheinwein vergoß. […]
Es kann allerdings kaum die endgültige Vorlage gewesen sein, da die Architektur zu unstimmig ist. Die starken Gebrauchsspuren scheinen aber den längeren Verbleib des Blattes in einer Werkstatt zu bezeugen.