Das Gemälde zeigt den Marktplatz der Stadt Halle an der Saale als eine von fahlblauem Licht erhellte, menschenleere Szenerie. Kirchner, der seit dem Frühjahr 1915 Militärdienst leistete, war hier mit seiner Ausbildungskompanie stationiert. Im Zentrum des Platzes steht – von Kirchner in der Darstellung überhöht – der Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert mit seiner neugotischen Backsteinumbauung. Links ist die mächtige, viertürmige Marienkirche zu sehen, die 15 Jahre später auch Kirchners Malerkollegen Lyonel Feininger zu zahlreichen Gemälden anregte. An den fließenden Autoverkehr auf dem zentral liegenden Platz erinnern noch die vielen Lichtquellen, gebündelt in einem rot leuchtenden Strom. Nur eine Straßenbahn durchquert die menschenleere Stadt, die ausgestorben wie vor einem großen Sturm erscheint. Die im Bildhintergrund sichtbaren Rauchwolken verweisen auf das näher rückende Kriegsgeschehen. Schon während der Vorbereitung auf den Kriegseinsatz reagierte Kirchner tief verstört auf die Barbarei des militärischen Apparats. Im Feld geriet er nach wenigen Monaten in eine schwere seelische Krise, brach zusammen und wurde daraufhin entlassen. 1917 verließ er Deutschland und zog nach Davos in der Schweiz.