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Der Silberschatz von Paternò

Unbekanntum 400–300 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Im Frühling 1909 entdeckte eine Frau bei der Feldarbeit am Fuße des Normannenturmes von Paternò am Ätna einen Silberschatz, der ihr sofort abgeluchst und dann über Kunsthändler in der nahen Stadt Catania unter Vertuschung des Fundortes zu Höchstpreisen nach Paris und München verkauft wurde. Dabei wurde der Fund offenbar geteilt: Für das Antiquarium der Königlichen Museen zu Berlin konnten sieben von ursprünglich wohl neun oder zehn der größeren Teile erworben werden. Erst 1932 wurde durch eine Publikation des italienischen Archäologen Paolo Orsi der wahre Fundort mit der geschilderten Entdeckung bekannt.
Die sieben zwischen 1911 und 1914 mit einer Vorfinanzierung der Familie Siemens für Berlin erworbenen Silbergefäße entstanden vermutlich im Laufe des 4. Jahrhunderts v. Chr. Der kleine, aber schwere Riefelbecher (Höhe 7,8 cm, Durchmesser 7,9 cm; Gewicht 249 g) wurde wohl bereits um 400 v. Chr. im – heute bulgarischen – Thrakien oder im griechischen Epirus gefertigt und exportiert. Die seltene Muschelpyxis kommt in Grabkontexten aus dem bulgarischen wie dem griechischen Thrakien und in Apulien vor. Die antik reparierte Spulenpyxis, die vergoldete Eierschale und die drei Henkelschalen finden ihre engsten Parallelen in der Keramik aus Tarent oder Apulien zwischen 350 und 300 v. Chr.
Die schöne Dose in Form einer Jakobsmuschel (13,3 x 13,2 x 3 cm; Gewicht 222 g), mit einem achtarmigen Tintenfisch auf dem Deckel, enthielt einst vielleicht Schminke. Aus Silber sind nur drei Vergleiche bekannt: eine Muschelpyxis mit vergoldeten Rosetten auf dem Deckel wurde in dem thrakischen Fürstengrab Shipka in Stara Zagora, Bulgarien, gefunden; eine ebenfalls vergoldete Dose mit Nereiden in und auf dem Deckel stammt aus der Tomba degli Ori im apulischen Canosa bei Tarent; eine einfache Miniaturpyxis aus einem Steinkistengrab in Abdera, einer griechischen Siedlung in Thrakien, heute Nordgriechenland, wird in das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die aufwändigste Herstellung und Verzierung ist an der großen Eierschale (Durchmesser 24,3 cm) zu beobachten, die leider auch am stärksten unter der Bodenlagerung gelitten hat: Zwölf eiförmige Buchtungen umgeben ein vergoldetes Dekorblech mit glattem Nabel (omphalos), gerahmt von zwölf Amazonenköpfen mit phrygischen Mützen in Blätterkelchen auf dem gewellten Rand. Sie diente einst wohl als kostbare Opferschale beim Totenkult.
Gepunzte oder geritzte Inschriften mit den Namen von drei oder vier Vorbesitzern verbinden sechs der Gefäße miteinander. Sie lassen darauf schließen, dass die Gefäße im Laufe des 3. Jahrhunderts von Tarent nach Sizilien verkauft oder vererbt wurden. Der letzte Besitzer war vermutlich ein römischer Landbesitzer aus dem Fundgebiet am Ätna, der unter der Willkür des berüchtigten Stadthalters C. Verres gelitten und seinen Schatz vor dessen Zugriff um 70 v. Chr. verborgen haben mag.

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  • Titel: Der Silberschatz von Paternò
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: um 400–300 v. Chr.
  • Ort: Aus Paternò (Sizilien)
  • Material: Silber, teilweise vergoldet.
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: Erworben 1911–1914
  • Inv.-Nr.: 30038; 30196–30200; 30481
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Pla. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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