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Der Sozialist

Robert Koehler1885

Deutsches Historisches Museum

Deutsches Historisches Museum
Berlin, Deutschland

Die Einhaltung und Umsetzung der Sozialistengesetze unterband die politische Arbeit der Sozialdemokratie im Deutschen Reich. Zwar konnten Einzelpersonen der SAP sich zu Wahlen aufstellen lassen und ihre parlamentarische Arbeit dann auch legal ausüben, aber außerhalb des Reichstages waren politische Versammlungen untersagt. Arbeitersportvereine und Naturfreundegruppen dienten über Jahre als Tarnorganisationen für parteiliche Arbeit. Viele Mitglieder gingen in den 1880er Jahren in die Schweiz, nach Frankreich, England und auch nach Nordamerika ins Exil.

Der deutsch-amerikanische Maler Robert Koehler (1850-1917) lebte Mitte der 1870er Jahre in Deutschland, vor allem in München. Nach einem Aufenthalt in den USA kam er 1879 in die Malerklasse von Franz Defregger nach München zurück. Er blieb bis 1892 und arbeitete an einer Münchner Kunstschule. 1883 und 1888 organisierte er den amerikanischen Beitrag für die internationalen Kunstausstellungen in München. In München entstand auch das Gemälde "Der Sozialist". Koehler konfrontiert den Bildbetrachter mit einem Agitator mit geballten Fäusten und erhobenem Arm, der hinter einem mit rotem Tuch bespannten Tisch steht und sich in Rage redet. Vermutlich wird er gleich mit der Faust auf den Tisch hauen. An seinem Mantel ist als ein politisches Bekenntnis eine rote Schleife befestigt. Die vor ihm liegende Zeitung lässt noch den Titel erkennen: "Sozialist".

Obwohl in München gemalt, stellt Koehler das Bild im gleichen Jahr in der National Academy of Design in New York aus. Die Akademie veröffentlicht es mit dem überraschenden Titel "Ein deutscher Sozialist verkündet seine blutrünstigen Ideen" ("A German Socialist Propounding His Bloodthirsty Ideas"). Die Anregung zum Motiv und der Wunsch, es in den USA auszustellen, könnte Koehler durch die zahlreichen Agitationsreisen deutscher Sozialdemokarten zu den Industriestädten Boston, Philadelphia, Chicago und Milwaukee bekommen haben. Diese Veranstaltungen waren nicht nur Aufrufe zu Spendenaktionen für die unterdrückten deutschen Kollegen während der Zeit des Sozialistengesetzes, sondern auch der Versuch, die sozialistische Bewegung in deutschsprachigen Gemeinden der USA zu verankern. Das große Echo in der Arbeiterschaft, das den zugereisten Agitatoren während der Wirtschaftskrise der 1880er Jahre von den Deutschstämmigen entgegengebrachte wurde, löste Besorgnis in der politischen Öffentlichkeit Amerikas aus. Dies umso mehr, als sich die Agitatoren teils als Gewalt predigende Anarchisten erwiesen. Damit prägten sie für lange Zeit die amerikanische Vorstellung von einer deutschen "blutrünstigen" Sozialdemokratie.

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  • Titel: Der Sozialist
  • Ersteller: Robert Koehler
  • Datierung: 1885
  • Ort: München
  • Abmessungen: 39,7 x 31 cm
  • Suchbegriffe zum Thema: Deutsches Reich
  • Typ: Gemälde
  • Rechte: Deutsches Historisches Museum; Text: Dieter Vorsteher-Seiler
  • Externer Link: DHM Objektdatenbank
  • Material: Öl auf Holz
  • Inventar-Nr.: 1989/1144
  • Fotograf: Sebastian Ahlers, Indra Desnica, Arne Psille
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