Der im Partheniongebirge ausgesetzte kleine Telephos wird von einer Löwin gesäugt. So findet ihn sein Vater Herakles auf seinem Weg über das Gebirge. Von der Darstellung im Fries ist nur ein Plattenfragment erhalten [...]. In einer Felsenlandschaft steht unter einer Platane, die die Szene gegen die vorhergehende abgrenzt, Herakles,auf seine Keule gestützt, und zu seinen Füßen vollzieht sich das Wunder: der kleine Telephos drängt sich mit ausgebreiteten Armen an den Leib der Löwin. Herakles aber schaut nicht auf seinen Sohn. Sein Blick war geradeaus gewandt, und auch seine Hand ist im Gestus der Anrede erhoben. Diese muss einer verlorenen Person gegenüber gelten. Wie auf einem römischen Wandgemälde aus Herkulaneum, das die Szene darstellt, war es vielleicht die Berggöttin Arkadia oder die Große Muttergöttin Rhea Kybele, deren Löwin das Kind nährt und in deren Schutz es gerettet wurde. Die Gestalt des gewaltigen Helden Herakles erinnert in der Haltung wie auch mit den wogenden Muskeln des mächtigen Körpers an die berühmte Statue des ausruhenden Herakles, die Lysipp im 4. Jahrhundert v. Chr. schuf und die bald nach ihrer Entstehung schon zu Nachahmungen anregte. Die Gestalt des Herakles bildet eine Klammer zwischen beiden Friesen. In der Gigantenschlacht entscheidet seine Teilnahme den Kampf zugunsten der Götter. Im Kleinen Fries im Hof wird er – selbst Sohn des Zeus – Vater des mythischen Gründers von Pergamon.
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