Der Telephosfries bietet den denkbar größten Gegensatz zum Gigantenfries. Dem Ereignis der großen mythischen Gigantenschlacht in der Einheit von Zeit und Ort steht die Darstellung eines Lebensablaufes gegenüber; die Schicksale des Helden, in dem man den Gründerheros von Pergamon und den Ahnherrn des Königshauses sah, sind in zeitlicher Abfolge und an wechselnden Schauplätzen geschildert. Auf den gewaltigen Kampf am Sockel des Bauwerkes folgt am Fries im Hof eine verhaltene, zum Idyllischen und Stimmungshaften neigende differenziert charakterisierende Darstellungsweise. An den beiden Friesen zeigen sich die vielfältigen und teilweise konträren Möglichkeiten der griechischen Kunst am Ende des Hochhellenismus. Das Leben des Telephos von seiner Geburt in Arkadien bis zu seinem Königtum in Mysien und der Heroisierungam Ende des Lebens ist in wunderbarer Weise von den Göttern geleitet, aber auch von ihrem Zorn getroffen worden. Alle seine Taten, die heldenhaften Verteidigungskriege, mit denen er die Herrschaft über Mysien behauptete, und der Dienst für die Götter durch Gründung und Pflege ihrer Kulte, werden in die Abfolge seines Lebens einbezogen. Am Telephosfries ist uns zum ersten Mal in der griechischen Plastik eine derartige kontinuierende Erzählweise erhalten.