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Der Krieger von Samos

UnbekanntUm 530–520 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Der Torso ist aus vier großen Bruchstücken zusammengesetzt: dem Kopf mit Hals, der rechten Schulter mit dem Ansatz zum Oberarm, der linken Schulter und der Bauchpartie. Die Fugen sind modern ausgefüllt worden. Von der Helmkappe sind auf der rechten Hälfte und hinten größere Teile weggebrochen. Der später gefundene linke Glutäus und der linke Unterschenkel befinden sich im Magazin der Ausgrabung des Deutschen Archäologischen Instituts auf Samos (Inv. II S 23 u. I 210). Dieser Torso eines lebensgroßen, voll gerüsteten Kriegers steht in der archaischen Großplastik der Griechen ganz einzigartig da und ist auch als Fragment noch überaus eindrucksvoll. Typologisch stellt das Bildwerk die Umsetzung eines in der lakonischen Bronzekleinplastik geprägten Hoplitentypus in ein monumentales Format dar. Der samische Bildhauer hat den Glockenpanzer, der auch von den berühmt-berüchtigten Fußsoldaten Spartas getragen wurde, den Körperformen des Schwerbewaffneten angepasst und in stark abstrahierender Weise den parabelförmigen Thoraxbogen sowie die Linea Alba als eine hängende Blüte stilisiert. Die kräftigen, weit auseinander gestellten Brustmuskeln werden durch zwei Spiralbänder markiert und zugleich betont. Die geschlossenen Wangenklappen des ionischen Helms lassen vom Gesicht nur die schmalen mandelförmigen Augen dieser Kampfmaschine in Menschengestalt erkennen. Der zwischen 530 und 520 v. Chr. entstandene Krieger trägt langes reiches Haar. In seiner schweren, weichen Massigkeit ist das Bildwerk dem Stil nach ostgriechisch und damit wohl originär samisch. Mit dem Berliner Kämpfer könnte der Kriegsgott Ares, aber auch der unlängst von U. Kron vorgeschlagene Apollon, gemeint sein. Ebenso kommt ein berühmter Held der Vorzeit oder ein im Kampf gefallener samischer Aristokrat in Betracht.
Schwerbewaffnete Hopliten wie unser Held von Samos bildeten in jeder griechischen Polis das Rückgrat der Armee und verkörperten den Bürger in Waffen. Sie hielten im Wortsinne den Kopf hin und blieben auch in der Realität des Krieges mit ihren Körpern das eigentliche Bollwerk der Stadt. Der Hoplit war mit Helm, Beinschienen und einem Panzer aus Leder oder Leinen, der meist mit Metallbeschlägen verstärkt war, ausgerüstet. Seine Hauptwaffe war eine lange Lanze. Die massierte Kampfformation der Hopliten, die Phalanx, bestand aus einer ununterbrochenen Linie von Soldaten, deren Prinzip in der Deckung des Nebenmannes (die rechte Seite des Hopliten wurde durch den Schild des rechten Nachbarn geschützt) und in der Wucht der auf den Gegner einstürmenden Reihe lag. Selbst eine eiserne Disziplin hätte eine lange Linie von Fußkämpfern jedoch kaum zusammengehalten. Innerhalb der Phalanx gab es daher eine kompanieartige Gliederung, an der sich der einzelne Soldat beim Vormarsch und bei zwangsläufig auftretenden Unordnungen orientieren konnte. Die ›Strategie‹ einer Hoplitenschlacht erschöpfte sich in dem gleichzeitigen Gegeneinanderrennen und dem kaum brutal genug vorzustellenden Zusammenstoß der Schlachtreihen. Angesichts der weitgehend gleichen Ausrüstung und Kampfesweise wurde die Schlacht durch die größere Tapferkeit, Geschicklichkeit, Erfahrung und Ausdauer entschieden. Die Tiefe der Phalanx gab Wucht, die Breite der Front die Möglichkeit, einen Flügel des Gegners zu umfassen. Ferner versuchte man zusätzliche Kraft für den Zusammenprall dadurch zu gewinnen, dass man das letzte Stück im Laufschritt bewältigte. Solche Schlachten verlangten natürlich ebenes Gelände. Bei dieser Art des Kampfes war die Schlacht mit dem Zurückwerfen der gegnerischen Reihen entschieden. Verfolgungen fanden nur selten statt; es fehlte den schwergerüsteten Kriegern nach der Schlacht sicher auch in aller Regel die physische Kraft dazu. So endete die Schlacht mit dem Aufstellen des Siegeszeichens ( Tropaion) an jener Stelle, an der sich die feindliche Phalanx zur Flucht gewandt hatte. Im Prinzip blieb die Hoplitenphalanx bis zum Ende der klassischen Zeit das entscheidende Kampfinstrument.

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  • Titel: Der Krieger von Samos
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: Um 530–520 v. Chr.
  • Ort: Aus dem Heiligtum der Hera von Samos (Griechenland)
  • Abmessungen: h53 cm
  • Typ: Statue
  • Material: Grauweißer Marmor
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1915 erworben
  • Inv.-Nr.: Sk 1752
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Sch. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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