Feierliche Großartigkeit und vollkommene Einsamkeit ließen Caspar David Friedrichs Gemälde »Watzmann« zum Inbegriff der romantischen Gebirgsdarstellung werden.Wie durch ein Fernrohr herangeholt, scheint der Gipfel des Watzmann in seiner leuchtenden, fast gläsernen Klarheit unmittelbar nahe, vermeintlich greifbar und zugleich entrückt, gleichsam wie ein Symbol göttlicher Majestät. Der lichte Berg erwächst kompositorisch aus einer einzigen, reich variierten Bewegung. Die pyramidale Form gipfelt im strahlenden Weiß des Eises, eine Bildidee, die Friedrich bereits ein Jahr zuvor in seinem berühmten Bild »Eismeer.Die gescheiterte Hoffnung« (Hamburger Kunsthalle) entwickelt hatte. 1825 zeigte Friedrich auf der Dresdener Kunstausstellung seinen »Watzmann«, wohl in Reaktion auf das dort im Vorjahr ausgestellte gleichnamige Hauptwerk Ludwig Richters, das nach Joseph Anton Kochs berühmtem Vorbild »Der Schmadribachfall« entstanden war (Neue Pinakothek, München). Friedrich lehnte die erzählerische Auffassung Richters ab: Landschaftsmalerei habe »ihrem Ziele schon näher gestanden als gegenwärtig, ...wo man durch Anhäufung von Gegenständen aneinander, hintereinander und übereinander die Bilder überladet, ich glaube Reichhaltigkeit geben will«, heißt es in seinen Kunstäußerungen. Friedrich, der Zeit seines Lebens nicht in den Alpen war, schuf das Gemälde »Watzmann« nach einer Aquarellstudie seines Schülers August Heinrich sowie nach eigenen Skizzen seiner Reisen durch den Harz und das Riesengebirge.Das Motiv der Felsbildungen im Vordergrund entstand nach einer Zeichnung des Trudenstein am Hohnekopf in der Nähe des Brocken vom 28. Juni 1811. Den ambossartigen Fels rechts stellte Friedrich bereits 1820 in seiner »Riesengebirgslandschaft mit aufsteigendem Nebel« dar (Neue Pinakothek, München). 1824, ein Jahr vor dem »Watzmann«, präsentierte Friedrich auf der Dresdener Akademieausstellung eine im Format fast identische Ansicht des Montblanc (ehemals Nationalgalerie, Kriegsverlust).Wie beim »Watzmann « nutzte er dafür Zeichnungen eines befreundeten Schülers, diesmal von Carl Gustav Carus.