St. Martin (von Tours) ist das emblematische Beispiel des Heiligen, der seine Reichtümer mit den Armen teilt: Im Vordergrund rechts sehen wir ihn, wie er seinen Soldatenmantel für einen halbnackten Bettler in zwei gleiche Hälften teilt. St. Martin wurde am 11. November gefeiert, und aus diesem Anlass verkostete man den ersten Wein der neuen Saison, der auf den Namen „Martinswein“ getauft wurde. Und dies können wir hier mit dem enormen Fass beobachten, zu dem eine große Menschenmenge strömt, um sich möglichst viel Wein anzueignen. Diese Haltung symbolisiert die Habgier, die mit der Hochherzigkeit des an diesem Tag gefeierten Heiligen bildhaft kontrastiert. Das Gemälde reproduziert eine verlorene Komposition von Pieter Bruegel dem Älteren. Links im Hintergrund ist das Halletor in Brüssel, der Stadt, in der Bruegel seinen Lebensabend verbringt, zu erkennen. Bruegel verleiht seiner Allegorie der Habgier einen besonders lebhaften Charakter, indem er seine Satire in eine erkennbare topografische Realität seiner Zeit einbettet (nach Joost Vander Auwera, in „Kunst und Finanzen in Europa“).
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