In Erinnerung an seine im Befreiungskrieg gefallenen Freunde Theodor Körner (1791–1813), Karl Friedrich Friesen (1784–1814) und Heinrich Hartmann (1794–1813) schuf Georg Friedrich Kersting diese beiden Gedenkbilder. Wie die drei dargestellten Freunde war Kersting 1813, einem Aufruf Theodor Körners folgend, dem Lützowschen Freikorps beigetreten, in dessen Reihen auch Joseph von Eichendorff sowie die Maler Friedrich Olivier, Philipp Veit und andere Künstler kämpften. Als ›Jäger zu Fuß‹ war Kersting von Gerhard von Kügelgen und Caspar David Friedrich mit Waffen und Geld ausgestattet worden. Goethe, der damals in Dresden weilte, erteilte ihm den Waffensegen.
Die Gemälde »Auf Vorposten« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 327) und »Kranzwinderin« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 328) sind als patriotisches Bekenntnis des Künstlers zu lesen und offenbaren zugleich seine Trauer über den Verlust der Kameraden. In »Auf Vorposten« haben Körner, Hartmann und Friesen am Rande eines lichten Eichenwaldes Posten bezogen. Sie tragen das 1813 von Schinkel entworfene Eiserne Kreuz. Die Eichen, schon seit dem 18. Jahrhundert ein Symbol des Heldentums, und die schwarz-rot-goldenen Uniformen deuten auf das neuerwachte deutsche Nationalgefühl hin. Feierliche Stille beherrscht die Szene; Gesichtsausdruck und Körperhaltung lassen die drei in sich gekehrt erscheinen, als seien sie der Welt bereits entrückt. Aufrecht stehend, mit dem Gewehr im Anschlag, lehnt Friesen an einer Eiche. Als Turnlehrer war er ein Mitstreiter von Friedrich Ludwig Jahn und wurde Lützows persönlicher Adjutant. Der links im Bild Pfeife rauchende Hartmann, ein 19jähriger Jurastudent aus Heidelberg, hatte gemeinsam mit Friesen und Kersting in der Schlacht an der Göhrde gekämpft. Sein Sterben mußte Kersting miterleben. Der Dichter und Dramatiker Körner, hinter Hartmann sitzend, war in Dresden der Werber des Freikorps. In seinen Werken hatte er gefordert, die Freiheit des Vaterlandes über das eigene Leben zu stellen. Nach seinem Tod erschien 1824 die Gedichtsammlung »Leyer und Schwert«.
In dem Pendantbild »Die Kranzwinderin« sitzt – wie eine Braut ganz in Weiß gekleidet – eine junge Frau unter Eichbäumen auf einem moosbewachsenen Felsbrocken am Ufer eines Waldbaches und flicht Kränze. Grabstelen gleich stehen drei Eichen hinter ihr, in deren Rinde die Namen der gefallenen Lützower Jäger geschnitten sind. Zwei der Kränze sind bereits fertig, das Eichenlaub für den dritten liegt bereit. Kersting verlieh der Szene eine interieurhafte, intime Atmosphäre. Wie ein Tempel steht der Wald, vor dem die Trauernde für die Helden des Vaterlandes Ruhmeskränze windet. | Birgit Verwiebe