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Theorie braucht Praxis / Wie können wir jungen Menschen mehr Praxiserfahrung ermöglichen?

Carolin Würfel

Urban Art Now

Urban Art Now
Amsterdam, Niederlande

Wie können wir jungen Menschen mehr Praxiserfahrung ermöglichen?

Das Abitur in der Tasche, die Abschlussfahrt geplant und dann auf nach – ja wohin eigentlich? Wenn man nach zwölf Jahren Schulzeit endlich entscheiden darf, wie man sein Leben in Zukunft gestalten darf, taucht bei vielen Schulabsolventen erst mal ein großes Fragezeichen auf. Denn so interessant viele Berufe theoretisch auch klingen mögen, allein die Praxis zeigt, was einem liegt und was eher nicht. In der 10. Klasse mussten zwar alle Schüler ein zweiwöchiges Praktikum absolvieren, aber für die meisten war dieser Ein- und Ausblick damals nur eine Möglichkeit, die Ferien zu verlängern. Mit 16 dachte man eben noch nicht an die Zukunft und ahnte auch nicht, wie schnell diese kommen würde.
Robert aus Berlin kennt das Problem. Er ist 29 Jahre alt und Gründer von „SchulePLUS“, einem sozialen Netzwerk, das Schulen mit der praktischen Berufswelt zusammenbringt. So bekommen Schüler früher mehr von der Welt mit, die auf sie wartet, und sind besser auf sie vorbereitet.
Beinahe wäre Robert Lehrer geworden, für Englisch und Politik, aber dann merkte er schon während des Studiums, wie groß der Bedarf an mehr Vernetzung ist. Seit 2013 ist „SchulePLUS“ online. Über 50 Prozent der Berliner Schulen und 850 Externe, die zum Beispiel Workshops, Vorträge oder Praktika anbieten, haben sich inzwischen angemeldet. Sie wollen dem bisher fehlenden Praxisbezug im Unterricht entgegenwirken und die Kommunikation zwischen Schulsystem und Arbeitsmarkt erleichtern.
Die Entwicklung ist ein Meilenstein und ein erster Schritt in die richtige Richtung. Für die Zukunft wünscht sich Robert, dass sich „SchulePLUS“ auf ganz Deutschland ausbreitet. „So sind junge Leute auf jeden Fall gewappnet für Studium, Beruf oder etwas ganz Anderes, für das sie sich nach der Schule entscheiden.“
Vorschläge wurden vor allem von Leuten unter 30 eingereicht, Kommentare wie der von Martin, 18, sind beispielhaft: „Es sollte ab der 10. Klasse in jedem Schuljahr ein einmonatiges Praktikum Standard werden – auch um zu wissen, wo man hinwill.“
Ihm folgen ähnliche Kommentare, die noch einmal betonen, wie wichtig Praktika und Austausch mit Unternehmen für das spätere Berufsleben sind:
Linda, 21: „Mehr Partnerprojekte zwischen Unternehmen und Schulen/Unis zeigt Schülern, wie die Praxis aussieht – das hilft später!“
Tobias, 18: „Indem Betriebe für eine Woche ihre Türen öffnen, sodass junge Leute etc. dort verschiedene Bereiche kennenlernen können.“
Der interessanteste und innovativste Kommentar kommt von Marina, 25: „Lehrpläne entrümpeln und kreatives Denken als Unterrichtsfach ab der 1. Klasse!“ So verrückt ihre Idee im ersten Moment klingen mag, Marina ist damit nicht allein. Um sich für einen Beruf entscheiden zu können, braucht man nicht nur Praxiserfahrung, sondern einen freien, beweglichen und kreativen Geist. Wie wichtig eigenständiges Denken und Träumen ist, weiß auch die Stadt München. Die Stadt will in einigen ihrer Schulen das Fach „Glück“ einführen. „Glück“ kann vom Schuljahr 2016/2017 an dann als Wahlfach oder P-Seminar in der gymnasialen Oberstufe an zehn städtischen Schulen angeboten werden und befasst sich unter anderem mit den Themen Achtsamkeit, ganzheitliche Entscheidungen, Theaterpädagogik, seelisches Wohlbefinden und Abenteuer Alltag. In Heidelberg wird „Glück“ schon seit 2007 gelehrt.
München hat „Glück“, Berlin „SchulePLUS“. Hoffentlich wächst die Idee weiter und vielleicht sogar zusammen. Man wünscht es ihnen jedenfalls, den Abiturienten der Zukunft.

#DEUTSCHLAND25

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  • Titel: Theorie braucht Praxis / Wie können wir jungen Menschen mehr Praxiserfahrung ermöglichen?
  • Ersteller: Carolin Würfel
  • Nationalität des Erstellers: Deutsch
  • Geschlecht des Erstellers: weiblich
  • Typ: Essay
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