Wir sehen ein ansteigendes Wiesenstück mit Buschwerk und einem jungen Baum. Die Leuchtkraft des Bildes entsteht durch die Farbflecken in Hellgrün, Gelb, Blau und Rötlich, auch Weiß, auf dunklerem Grund. Eine getupfte Farbstudie, die unter Verzicht auf überlieferte Formen der Raumkomposition ein frappierendes Bild dieses Naturausschnitts gibt. Oftmals dienten derlei Arbeiten der individuellen Lösung von akademischen Regeln sowie der Erfassung solch immaterieller Größen wie Licht und Luft, ganz praktisch waren es Detailstudien für die Vordergründe größerer Bilder.
Ludwig Richter verbrachte im Auftrag des Leipziger Verlegers Georg Wigand 1836 einen ersten Studienaufenthalt im Harz, noch ohne Ölfarben im Gepäck, bevor er zum Winter sein Amt als Lehrer für Landschafts- und Tiermalerei an der Königlich-Sächsischen Kunstakademie in Dresden antrat. Im Herbst 1842 bereiste er die Landschaft nochmals in Begleitung von Ernst Ferdinand Oehme und Carl Gottlieb Peschel. Kürzere Aufenthalte in der Zwischenzeit sind nicht belegt. Ludwig Richter hatte sich um 1840 bereits intensiv mit den Bedeutungsschichten von Natur und Landschaft auseinandergesetzt, auch sich von dem Werk Caspar David Friedrichs innerlich abgegrenzt. Die leuchtende Studie, so sie denn von Richter stammt, scheint davon nicht unberührt. Es gibt auch gute Gründe, die Autorschaft Ludwig Richters anzuzweifeln, doch entstand die feine Arbeit dann sicher um ebendiese Zeit in seinem Umkreis. | Angelika Wesenberg