Der aus Spanien stammende Maler, Fotograf, Chemiker, Physiker und Erfinder Mariano Fortuny (1871–1949) beschäftigte sich, angeregt durch die Sammlung historischer Gewebe seines Vaters, immer wieder mit Stoffdesign und Stoffdruck. Obwohl er kein Modeschöpfer war, gehören die plissierten Seidenroben in griechisch-antikem Stil, „Delphos“ genannt, zu seinen bekanntesten Schöpfungen. 1909 ließ er sich die Kunst, derart fein plissierte Seide herstellen zu können, patentieren. Doch trotz diverser Zeichnungen ist der genaue Herstellungsprozess bis heute unbekannt. Obwohl Fortuny keine Werbung betrieb, waren diese Kleider ungeheuer erfolgreich und wurden bis in die 1940er Jahre hinein mit kleinen Veränderungen und in unterschiedlichen Farbstellungen produziert. Um ihre elastischen Falten zu erhalten, drehte man sie zu Docken und bewahrte sie in einer kleinen Schachtel auf. Nicht die aktuelle Modelinie war für Fortuny entscheidend, sondern die Schönheit der Textur, die den menschlichen Körper umschmeichelt, ohne ihn einzuzwängen oder zu verschleiern. Hatten die frühen Modelle überschnittene Schultern, die kurze Ärmel bildeten, so waren die Kleider ab den 1920er Jahren ärmellos. Der querovale Ausschnitt wurde am Dekolleté mit einem Tunnelband gerafft. Die Seiten zierte und beschwerte ein Kordelbesatz, in den venezianische Glasperlen eingearbeitet wurden. Der schlichte mit Goldfarbe bedruckte Gürtel des rechten Kleides hat einen Haken-Ösenverschluss.