Gebrauchskeramiken aus der westanatolischen Stadt Iznik (das antike Nicäa) in der heutigen Türkei gehören zu den bekanntesten Zeugnissen osmanischer Kunst, die seit dem 19. Jahrhundert zunehmend auch von Europäern gesammelt werden. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts werden in Iznik verschiedenartige Gefäße mit einem hellen, harten Scherben (Quarzfritte) hergestellt, auf den in unterschiedlichen Farben vor allem florale Dekore aufgetragen und mit einer transparenten farblosen Glasur überzogen wurden.
Orientieren sich die frühen Iznik-Waren an chinesischem Blau-Weiß-Porzellan, so nimmt im Laufe des 16. Jahrhunderts die Palette an Farben und Dekoren deutlich zu. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts tritt zu Blau, Grün, Mangan und Schwarz ein charakteristisches, kräftiges Rot (sog. Bolus-Rot), das zumeist als Schlicker aufgetragen wurde und sich plastisch abhebt.
Die Vase mit bauchigem, kugelförmigen Körper und leicht eingezogenen Ringfuß zeigt einen Floraldekor in Blau-Weiß-Malerei, der typisch ist für die Iznik-Waren um 1520. Interessant ist auch die spätere Geschichte des Objekts: Ursprünglich von Julius Lessing 1896 für das Kunstgewerbemuseum in Florenz, Italien erworben, kam sie später in die neu gegründete Islamische Abteilung der Berliner Museen, wo sie bis zum Kriegsende 1945 verblieb. Bei der Revision 1947 als Verlust verzeichnet, wurde sie 1959 ohne Kenntnis der Vorgeschichte vom Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg erworben. 1994 erhielt das Museum für Islamische Kunst die Kugelvase von dort als Geschenk zurück.