Für den Prinzen Albrecht von Preußen hatte Karl Friedrich Schinkel das barocke Palais Vernezobre an der Wilhelmstraße umgebaut. Hundert Jahre später richteten hier die SS und deren Sicherheitsdienst ihre Befehlszentrale ein. Das so geschändete Bauwerk wurde 1944 durch Bomben zerstört und später abgetragen. Menzel, der eine Zeitlang in der Nähe wohnte (dem aber die eigenen Fenster diesen Blick kaum geboten haben können), malte zweimal die Aussicht auf Palais und Garten; diese kleine Fassung ist eher als eine Wolkenstudie zu verstehen. Hinter dem weißlichen Grau der quellenden Wolken bleibt der Himmel fleckenweise blau, und der rötliche Schein eines matten, durchaus alltäglichen Sonnenunterganges breitet sich aus. An diesen Stellen wird der Farbauftrag, der sich in der unteren Zone rauh zeigt, nuancenreich und schmelzend. Sollte die Vermutung zutreffen, Menzel habe bei seinem Besuch in Dresden 1840 den berühmten Norweger Johan Christian Dahl besucht – hier wäre eine Nachwirkung dieses Eindruckes faßbar. | Claude Keisch