»Ansicht von Vétheuil« gehörte zu den ersten Ankäufen moderner Malerei des neuen Direktors Hugo von Tschudi in Paris. Julius Meier-Graefe sah das Bild im März 1898 in den neu eingerichteten Räumen der Nationalgalerie und notierte: »Dieser Monet scheint mir das werthvollste der französischen Gemälde. Es ist ein sehr seltenes Bild; ... es ist ein zarter Monet, aber in seiner fast roccocohaften Zartheit der Linie und der Farbe von der ganzen unwiderstehlichen Sicherheit aller Bilder des Meisters.« Mit der ungewöhnlichen Beschreibung »roccocohaft« erfaßt Meier-Graefe einen kennzeichnenden Zug von Monets Kunst um 1880. Sommer- wie Winteransichten von Vétheuil zeichnen sich durch eine neue pastellhafte Farbigkeit aus. Der Duktus ist beschwingter als in den 1870er Jahren, entschiedene kleine Farbstrichel zeugen von der sicheren, festen Pinselschrift des Malers. Manche Arbeiten erhalten dadurch einen beinahe dekorativen Zug, und sie wirken seltsam heiter.