Die im Pinselduktus frei gearbeitete Gouache gehört zu den letzten farbigen Arbeiten des damals 85-jährigen Menzel. Sie ist einem freundschaftlich verbundenen Bekannten gewidmet, dem Kaufmann, Unternehmer, Kunstsammler und engagierten jüdischen Mäzen Eduard Arnhold. Seine Frau Johanna hatte sie zu seinem 25-jährigen Jubiläum als Chef der später in sein Alleineigentum übergegangenen Kohlegroßhandlung Caesar Wollheim beim Künstler direkt bestellt. Häufig wird behauptet, Menzel habe hier im Rückgriff auf sein berühmtes Gemälde „Eisenwalzwerk“ (1875; Berlin, Nationalgalerie) durch den Kontrast des schuftenden Proletariers und der saturierten Großbürger sozialkritische Akzente gesetzt. Das Bild gibt eine solche Deutung aber nur in Form eines ironisch-humoresken Palimpsestes her. Der Pfeife rauchende, aufmerksam grienende Mann im rechten Vordergrund steht für die Welt der Arbeit als solche, die durch den Kohlehandel Arnholds in Schwung gehalten wird. Die Gruppe ganz links verkörpert den Geehrten, der dem Direktor eines Gießwerks die Hand reicht, und dessen Familie. Sein Begleiter im Bild – ein großer, zotteliger Spürhund – pointiert die Geste des Handschlags, indem er genau auf diesen Akt des Vertrauens hin zuspringt. Er nimmt als Gelenk der Komposition eine zentrale Rolle ein: In ihm sammeln sich die Grundfarben des Blattes, er lockert die etwas steife Szenerie formal auf und vermittelt zudem spielerisch zwischen den sozialen Extremen.
Interessiert am Thema „Visual arts“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.