Die Zeichnung, die van Gogh im Mai 1888 von der Anhöhe der Abtei Montmajour bei Arles schuf, zeigt in ihrer Bildkomposition deutliche Anklänge an die klassische Landschaftsdarstellung. An einen in Nahsicht festgehaltenen, felsigen Vordergrund mit einzelnen Pflanzen schließt sich ein tiefer gelegener Mittelgrund an, während der Hintergrund von dem jäh aufragenden Massiv der Montagne des Cordes dominiert wird. Links und rechts dieser Erhebung kann der Blick des Betrachters weiter in die Tiefe schweifen, beinahe wie bei einer holländischen Weltlandschaft des 16. Jahrhunderts. Trotz des auf den ersten Blick urwüchsigen und herben Charakters der Landschaft zeugen die Felder sowie der bis heute vorhandene Entwässerungskanal, der die Ebene quert, von der Arbeit des Menschen in und an der Landschaft. Noch bemerkenswerter als dieser Zusammenklang von topographischer Genauigkeit und klassischer Bildkomposition ist der vollkommen neue Zeichenstil des Blatts, in dem sich die wegweisende Bedeutung van Goghs gerade auch für die Kunst der Zeichnung manifestiert: Auf die mit Bleistift gearbeitete Vorzeichnung hat van Gogh mit Rohr- und Gänsefeder Tuschlinien gesetzt, die mit ihrem abbreviaturhaften Charakter einerseits ein starkes formales Eigenleben entwickeln, andererseits jedoch das Gesehene höchst anschaulich und nuanciert wiedergeben.