Die Walchenseebilder von Lovis Corinth entziehen sich wie die späten Gartenbilder von Max Liebermann und die Pfalzlandschaften von Max Slevogt einer starren Stilzuweisung. Es sind individuelle, ganz verschiedene Darstellungen der geliebten Landschaft. Corinth verlebte erstmals 1918 mit seiner Familie die Sommermonate in Urfeld am Walchensee in Oberbayern. Bereits ab dem folgenden Jahr besaß die Familie dort ein eigenes Blockhaus, von dessen Terrasse aus Corinth den Blick hinunter zum See und auf die jenseitigen Berge bis hin zum Karwendelgebirge in der Ferne in zahlreichen Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen festhielt. Die Parzelle mit der Lerche unterhalb des Hauses hatte Corinth zusätzlich erworben, um sich den Ausblick dauerhaft zu erhalten und einen weiteren Ort zum Malen zu besitzen. Charlotte Behrend-Corinth erinnerte sich: „Corinth liebte den knorrigen Baum; stundenlang saß er, in Betrachtung des Sees und der Berge versunken, auf einer Bank unter dem Geäst.“ ( Charlotte Berend-Corinth, Lovis, München 1958, S. 213) Diese Walchenseelandschaft ist in betont blauen Tönen gehalten, flankiert vom Grün der Bäume und Wälder jenseits des Sees, farblich belebt vom Violett der Berggipfel rechts und bewegt durch den lebhaften Pinselduktus mit dem das Weiß der Wolken, der Gischt und der verschiedenen Lichtreflexe verteilt ist. - Ludwig Justi hat das Bild noch im Entstehungsjahr für seine Ausstellung der Moderne im Kronprinzenpalais erworben. Er zeigte im Obergeschoß den modernen Expressionismus, im Mittelgeschoß impressionistische Tendenzen, irgendwann dann endschied er sich für den offeneren Begriff Kolorismus. | Angelika Wesenberg
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