„Bei dem Künstler wird das Aeussere durch das Innere nicht nur bestimmt, sondern auch geschaffen, wie in jeder anderen Schöpfung bis zur kosmischen hinauf. Von diesem Standpunkt aus gesehen, lassen uns die malerischen Werke Schönbergs unter dem Stempel seiner Form seinen seelischen Komplex erkennen. Erstens sehen wir sofort, dass Schönberg malt, nicht um ein ‚schönes‘, ‚liebenswürdiges‘ usw. Bild zu malen, sondern dass er beim Malen sogar eigentlich an das Bild selbst nicht denkt. Auf das objektive Resultat verzichtend, sucht er nur seine subjektive ‚Empfindung‘ zu fixieren und braucht dabei nur die Mittel, die ihm im Augenblicke unvermeidlich erscheinen. Nicht jeder Fachmaler kann sich dieser Schaffensart rühmen! Oder anders gesagt: unendlich wenige Fachmaler besitzen diese glückliche Kraft, zeitweise diesen Heroismus, diese Entsagungsenergie, welche allerhand malerische Diamanten und Perlen, ohne sie zu beachten, ruhig liegen lassen oder sie gar wegwerfen, wenn sie sich ihnen von selbst in die Hand drücken. Schönberg geht geradeaus, seinem Ziele entgegen, oder durch sein Ziel geleitet nur dem hier notwendigen Resultat entgegen.“ (Wassily Kandinsky, Die Bilder, in: Arnold Schönberg. Mit Beiträgen von Alban Berg et al. München 1912)