Wachsmodelle des Schweinebandwurms

Taenia solium. Florenz. 1873.

Diese Modelle zählen zu den frühesten dreidimensionalen und wissenschaftlich korrekten
Darstellungen des gefährlichen Parasiten in sämtlichen Entwicklungsstadien.

WIENER WURMSAMMLUNG
Schweinebandwürmer leben als Parasiten im Darm des Menschen, wo sie sich mit Saugnäpfen an der Darmschleimhaut festhalten. Schweine dienen als Zwischenwirt, die Übertragung erfolgt durch finnenverseuchtes Schweinefleisch.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war völlig unklar, wie sich Menschen und Tiere mit Bandwürmern infizieren. In Mitteleuropa litt ein großer Teil der Bevölkerung unter den Folgen des Parasitenbefalls. Erst in den 1860er Jahren wurde die bahnbrechende Erkenntnis gewonnen, dass der Genuss von rohem Schweinefleisch zur Infektion führen kann.
Die Wachsmodelle wurden von Kaiser Franz I. in Auftrag gegeben und vom Florentiner Wachskünstler Ergisto Tortoni angefertigt. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 veranschaulichten sie eindrucksvoll die brandaktuellen Forschungsergebnisse. Nach dem Ende der Weltausstellung wurden sie für das k. k. Naturalienkabinett angekauft – als wertvolle Ergänzung zur weltweit größten Vergleichssammlung von Eingeweidewürmern und parasitischen Würmern.
Heute sind Schweinebandwürmer – dank Hygienemaßnahmen in der Schweinehaltung, konsequenter Fleischbeschau und der richtigen Zubereitung von Schweinefleisch – äußerst selten geworden. Die aktuelle Parasitenforschung am NHM konzentriert sich auf eingeschleppte Parasiten, wie den amerikanischen Riesenleberegel, der vor allem Hirsche und Rehe befällt und auch tötet. Für den Menschen scheint er nach bisherigen Beobachtungen jedoch ungefährlich zu sein.