Fritz Schider gehörte in den 1870er Jahren zum engeren Kreis um Wilhelm Leibl, mit dem er nach seiner Verheiratung auch verwandtschaftlich verbunden war. Seine markantesten Werke erscheinen wie große Studien. Der skizzenhafte Malstil, der alles klein Beschreibende vermeidet und die Aufmerksamkeit auf das Farbspiel lenkt, war für Schider Programm. Die »Kindtaufe« von 1874 ist Notiz einer Situation, weniger einer sozialen Situation wie bei Wilhelm Busch als einer Atmosphäre. Der Künstler hält das fröhliche Durcheinander festlich gestimmter Menschen in einem Innenraum fest. Keines der Gesichter ist ausgeführt, die in verschiedene Richtungen gehenden Handlungen sind nur zu ahnen. Vermutlich steht das Festmahl bevor, aber nur wenige Besucher sitzen bereits. Die tonige Farbfleckmalerei zeigt Fritz Schider auf der künstlerischen Höhe seiner Zeit. Nach seiner Umsiedlung nach Basel 1876 malte er kaum noch und wurde rasch vergessen. »Aber auch das Wenige, was er hinterlassen hat oder was wir von ihm kennen, ist geeignet, der Nachwelt aufs neue in Erinnerung zu rufen, daß die deutsche Malerei um 1870 herum tatsächlich eine große und glückliche Zeit gehabt hat, und daß es Leibl war, um den die besten Künstler sich damals gesammelt haben« (E. Warburg, Fritz Schider, in: Westermanns Monatshefte, 59.1914/15, S. 838). | Angelika Wesenberg