»Ich erwarb […] [die] Erkenntnis, daß die Natur die einzige Quelle und Summe unseres Studiums seyn müsse, daß in ihr allein jene ewige Wahrheit und Schönheit zu finden sei, deren Ausdruck in jedem Zweige der bildenden Kunst das höchste Ziel des Künstlers seyn müsse« (zit. nach: R. Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller, Wien 1996, S. 340). Gemäß dieses in der Vorrede zu seiner Broschüre »Das Bedürfnis eines zweckmäßigen Unterrichts in der Malerei und plastischen Kunst« geäußerten Grundsatzes verließ Waldmüller für seine Landschaftsdarstellungen das Atelier, um im Freien zu zeichnen und zu malen. Neben dem Wiener Prater bevorzugte er die österreichische Alpenregion. Seit 1831 besuchte er regelmäßig das Salzkammergut, vor allem die Gegend um Ischl. Eine Skizze mit dem Blick zur Kette des Dachsteingebirges (Albertina, Wien) und zwei hochformatige Bildkompositionen von 1834/35 (Privatbesitz; Österreichische Galerie Belvedere, Wien) mit Aussicht vom Sophienplatz in Ischl gingen dem Berliner Bild voraus. Hier ist das charakteristische Motiv mit dem Gebirgskamm in der rechten Bildhälfte gegeben und links durch den markanten Doppelstamm eines Bergahorns so begrenzt, daß es nahezu als Bild im Bilde wahrgenommen werden kann. Am Fuße dieses Ahorns rastet im Schatten der Bäume eine Familie. Die Großmutter, das junge Ehepaar und die sie umringenden Kinder sind dabei nicht bloß Staffage, sie besitzen erzählerischen Eigenwert und mögen die drei Lebensalter repräsentieren. | Gerd-Helge Vogel