Der Westchor des Naumburger Domes ist die bedeutendste architektonische Schöpfung der Frühgotik im mitteldeutschen Raum. Zugleich gelang dem Naumburger Meister mit dem Westchor in der kurzen Zeit von vielleicht nur sieben Jahren bis 1249 die Vollendung des Neubaus der Kathedrale. Der mit einer eigenen Altarstelle versehene Sakralraum, der aus hiesigen Freyburger Muschelkalk errichtet wurde, misst 25 mal 15 Meter. Die Last des hoch aufstrebenden Rippengewölbes wird durch sechs Strebepfeiler nach außen abgeleitet, wo sie in Fialen auslaufen, aus denen beeindruckende Wasserspeier in Gestalt von Nonnen, Löwen, Hirschen, Hunden, Stieren und Mönchen hervortreten, die bis heute in Funktion sind. Das Gewölbe des Quadrums wird von einem reich ornamentierten Schlussring bekrönt, bei dem es sich um ein sogenanntes „Himmelsloch“ handelt, das im Zentrum von Inszenierungen geistlicher Spiele stand.