Ähnlich wie am kurze Zeit später eingefügten Westlettner finden sich im Westchor zahlreiche qualitätsvolle und für das 13. Jahrhundert ungewohnt naturnah bearbeitete Pflanzenkapitelle, die sich im Bereich des Dorsale im Chorquadrum verdichten. Das große Quadrum, das durch vier Stufen vom erhöht gelegenen Polygon geschieden ist, diente bereits in der Entstehungszeit der Aufnahme eines großen Chorgestühls. Das heutige Gestühl stammt aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Zwischen den Säulen unterhalb der im 19. Jahrhundert erneuerten Baldachinzone befinden sich an der Wand Platten aus edlem Wechselburger Garbenschiefer, der nach den auffälligen Einschlüssen im Gestein benannt ist. An das Quadrum schließt sich im Westen ein 5/8 Polygon an, das also aus fünf Seiten eines angenommenen Achtecks besteht. Als Konsequenz dieses Grundrisses besitzt der Westchor fünf große Maßwerkfenster, von denen drei noch den originalen bauzeitlichen Glasmalereibestand aufweisen. Quadrum und Polygon umgibt ein erhöhter Laufgang, der in Verbindung mit dem Zyklus der zwölf Naumburger Stifterfiguren steht. Letztere stellen nicht nur den künstlerischen Höhepunkt des Naumburger Domes dar. Vielmehr gelten sie als eine der herausragenden bildhauerischen Schöpfungen der europäischen Gotik.