1858 erwarb Wagener noch einmal ein Bild von Ainmüller, sein bislang größtes. Im folgenden Jahr wird er sein Testament machen und einen letzten Ankauf tätigen. Die Darstellung aus der Westminster Abbey beweist einmal mehr die stupende Technik des bei Friedrich von Gaertner in München und als Porzellanmaler ausgebildeten Ainmiller. Sein Haupttätigkeitsfeld lag seit 1828 bei der bayerischen Glasmalereianstalt, administrativ, technisch und künstlerisch. Erst daneben war er als begeisterter Architekturmaler tätig – und zu seinen Lieblingsmotiven zählten die großen Kirchen Londons.
Eine erste, sehr ähnliche Fassung von 1844, »Chor der Westminster Abbey«, befindet sich in der Sammlung des Fürstenhauses Thurn und Taxis, Regensburg (vgl. U. Staudinger, Die »Bildergalerie« Maximilian Karls von Thurn und Taxis, Kallmünz 1990, Nr. 25). Hier ist ein Blick in das nördliche Seitenschiff des Chors gegeben. Rechts ist das Denkmal Heinrichs III. in Form einer Tumba zu sehen, links die Kapelle des heiligen Paulus, in der Mitte der Zugang zur prachtvollen Kapelle Heinrichs VII., 1502 bis 1520 erbaut, davor die reich skulptierte Grabkapelle Heinrichs V. »Andere Denkmäler der neueren Zeit sind, als mit dem gothischen Styl der Kirche im Widerspruch, von dem Künstler unterdrückt worden«, vermerkt der Katalog der Sammlung Wagener zustimmend. (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J. H. W. Wagener, Berlin 1861, S. 5, Nr. 10). Alle Bilder von Ainmiller der Sammlung Wagener sind in München gemalt (vgl. ebd., S. 4–6), nach Studien der Reise von 1841 sicher, aber wohl auch nach graphischen, vielleicht auch schon fotografischen Vorlagen; sie folgen einem Ideal, wie der Hinweis auf das nicht Dargestellte uns zeigt. | Angelika Wesenberg