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Frauenkopf als Weinkanne

Unbekannt-500/-490

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Unergründlich lächelnd präsentiert sich der Kopf einer jungen Frau, der, innen hohl und oben mit einer Kleeblattmündung versehen, als Teil einer tönernen Weinkanne anzusehen ist. Die mandelförmigen Augen mit den hoch geschwungenen Brauen sowie der das Gesicht rahmende Löckchenkranz erinnern an die etwa gleichzeitigen Marmorbildnisse der, bunt bemalten Koren von der Athener Akropolis. Ungewöhnlich ist dagegen die reich verzierte Haube, die als filigrane Malerei den Hinterkopf umschließt und hinten durch eine gemalte Kette an zwei plastisch ausgebildeten Buckeln zusammengehalten wird. Der Mündungsaufsatz auf dem Kopf ist mit einem Palmettenmuster auf der Gefäßschulter verziert. Auf dem Henkel hat der Töpfer Charinos sein Werk signiert: Charinos epoisen, »Charinos hat (es) gemacht«. Vorder- und Rückseite des anthropomorphen Gefäßes sind aus Tonformen gewonnen, zusammengefügt, manuell überarbeitet und bemalt worden. Auffällig ist die Vielfalt der Verzierungen: Die Löckchen sind durch aufgetupften Tonschlicker angegeben und wurden – ebenso wie die Lippen – mattrot koloriert. Die geritzten und mit verdünntem Glanzton sorgfältig gestalteten Pupillen wirken lebensnah und entsprechen weitgehend dem menschlichen Auge. Die Gesichtskanne wurde in einem etruskischen Grab gefunden zusammen mit einem nahezu identischen Gefäß, das nach der Auffindung in die Sammlung der Ermitage in St. Petersburg gelangte. Ein Vergleich der beiden Gesichtsvasen zeigt, dass beide aus derselben Form stammen. Die Abweichungen in der Malerei und kleinere plastische Eigenheiten unterstreichen jedoch die Individualität jedes Frauenkopfes. Anthropomorphe oder zoomorphe Gefäße gibt es seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Meist sind es Salbgefäße, die kleine Mengen Parfüm oder Öl enthielten und die vor allem im Totenkult bzw. als Grabbeigaben eine Rolle spielten. Weinkannen in Form von Frauen- oder Silensköpfen sind vor allem aus Metall (Bronze, Silber) gefertigt worden. Sie fanden beim Symposion Verwendung. Es wird sich deshalb hier nicht um Abbilder von Athener Frauen handeln – die ja am Symposion nicht teilnehmen durften – sondern eher um Darstellungen von Mänaden mit dem reichen Schmuck exklusiver Hetären.

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  • Titel: Frauenkopf als Weinkanne
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: -500/-490
  • Ort: Aus Vulci, nahe der Cuccumella in einer ›tomba a cassone‹ gefunden
  • Abmessungen: h27 cm
  • Typ: Weinkassel
  • Material: Ton
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: F 2190
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Ursula Kästner || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

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