„Verkehrte Welt: Der Dicke: lebt von der Arbeit der Dünnen – Die Dünnen: verbreiten die Weisheit der Dicken“ – diese knappe Erläuterung erweist sich als treffende Überspitzung der Darstellung. Zu lesen war sie 1922 in der Zeitschrift „Der Gegner“, herausgegeben von dem Publizisten und Verleger Wieland von Herzfelde.
Der Text betont die Gegensätze, die das Blatt beherrschen. Die beiden hageren Gestalten in schlichter Kleidung links bilden einen deutlichen Kontrast zu dem herausgeputzten und gut genährten Herrn rechts. Während die einen Zeitungen austragen und zu Fuß gehen, raucht der andere selbstverliebt eine Zigarre und lässt sich chauffieren. Die Dünnen und der Dicke haben entgegengesetzte Richtungen eingeschlagen. Zwischen ihnen ist ein qualmender Schornstein zu erkennen, der zum Fabrikgelände im Hintergrund gehört. Er macht symbolhaft deutlich, woher der Reichtum des Dicken stammt.
In aller Schärfe kritisierte Georg Scholz in seinen Arbeiten der 1910er- und 1920er-Jahre die sozialen Gegensätze der Nachkriegszeit. Dem Luxus und der Selbstgefälligkeit der Kriegsgewinnler, Militaristen und Spießbürger stellte er die Armut der Arbeiter, Bettler und Kriegskrüppel gegenüber. Eine verkehrte Welt eben: „Der Dicke: lebt von der Arbeit der Dünnen – Die Dünnen: verbreiten die Weisheit der Dicken.“