Mit seinen Schilderungen alltäglicher Begebenheiten war Gabriel Metsu einer der großen Genremaler der holländischen Kunst. Für die Werke seiner Reifezeit sind stille Innenraumszenen und ein präziser, überaus feiner Malstil charakteristisch. Dies gilt auch für das Karlsruher Bild, das Metsu auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt.
Zu sehen sind eine Dame und ein Herr in einem Wirtshaus. Hierauf deutet die Wandtafel links hin, an der die Zeche notiert wird. Eine Magd steht zum Bedienen bereit, in einer hinteren Stube sitzt ein weiteres Paar. Der junge Mann ist im Begriff, das Glas der schüchtern zurückhaltenden Dame mit Wein zu füllen.
Ihr zu Zöpfen geflochtenes Haar ist nicht, wie es bei einer verheirateten Frau damals üblich gewesen wäre, von einer Haube bedeckt. Es wird vielmehr von einem roten Band zusammengehalten. Ob es sich bei der Darstellung um eine Bordellszene handelt, wie verschiedentlich angenommen wurde, ist zu bezweifeln. Metsu gibt keine eindeutigen Hinweise darauf.
Das Paar trägt die Züge des Künstlers selbst und seiner Ehefrau Isabella de Wolff. Er tritt hier in die Rolle des Verführers, der auf ein Liebesabenteuer mit der ehrbaren jungen Frau und die berauschende Wirkung des Weines hofft. Ob er Erfolg haben wird, bleibt ungewiss.
Das 1667 entstandene Gemälde zeugt vom Humor des Künstlers, auch verrät es seinen feinen Sinn für Psychologie. Es ist eines der letzten Werke von Metsu, denn er starb aus unbekannter Ursache 38-jährig noch im selben Jahr.