Heute ist Hermann Knackfuß vor allem als Autor einer Reihe kunsthistorischer Monographien im Verlag Velhagen & Klasing bekannt, deren Themen die Malerei Albrecht Dürers bis Peter Paul Rubens’ umspannt. Knackfuß war allerdings auch ein vielbeschäftigter Illustrator und als Historienmaler der späten Düsseldorfer Schule nicht nur von Kaiser Wilhelm II. geschätzt. Er beteiligte sich an den Ausschreibungen für die Ausmalung der Goslarer Kaiserpfalz und der Berliner Ruhmeshalle, schuf die Fresken für die Eingangshalle des Straßburger Bahnhofs (nach dem Ersten Weltkrieg entfernt) sowie 1881 und 1892/93 zwei Wandbilder für das Treppenhaus des neu errichteten Justizpalastes in Kassel. Entsprechend der Funktion des Regierungs- und Gerichtsgebäudes thematisierte eines der beiden Fresken die politischen Beziehungen zwischen Preußen und Kassel (»Borussia, die Provinz Hessen und die Stadt Cassel beschirmend«), das andere den Beginn des modernen Zivilrechts. In der Nationalgalerie hat sich zu letzterem ein Entwurf erhalten. Er zeigt, reich an historischen Details, wenn auch etwas steif im Vortrag, eine Szene der spätantiken Vergangenheit: Rechtsgelehrte überreichen dem oströmische Kaiser Justinian eine Zusammenstellung (Pandekten) von älteren Kaisererlassen und römischen Rechtsschriften, die der Kaiser zwischen 530 und 533 n. Chr. in Auftrag gegeben hatte. Sie bilden heute den wichtigsten Teil des Corpus Iuris Civilis. – Ein weiteres Gemälde für den Kasseler Justizpalast, »Das Maifeld des Deutschen Kaisers«, stammte von Louis Kolitz (vgl. den Entwurf in der Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 571), die Darstellungen der vier Kardinaltugenden von Joseph Scheurenberg. Anfang der 1920er Jahre wurde die Ausmalung durch neue Fresken ersetzt. | Regina Freyberger
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