Begriff, der 1967 vom genuesischen Kunstkritiker Germano Celant für eine Gruppe von italienischen Künstlern geprägt wurde, die in den späten 1960er-Jahren versuchten, die "Dichotomie zwischen Kunst und Leben zu durchbrechen" (Celant: Flash Art, 1967). Dies sollte vor allem durch die Organisation von Happenings und die Erschaffung von Skulpturen aus alltäglichen Materialien erreicht werden. Eine solche Haltung stand im Widerspruch zur konventionellen Auffassung von Kunst als Widerspiegelung der Realität. Die erste Arte-Povera-Ausstellung wurde 1967 in Genua in der Galleria La Bertesca durchgeführt. Nachfolgende Ausstellungen fanden unter anderem in der Galleria De'Foscherari in Bologna und dem Arsenale in Amalfi (beide 1968) statt, in letzterer wurden auch Performances von Künstlern wie Michelangelo Pistoletto gezeigt. Generell ist die Stilrichtung durch überraschende Gegenüberstellungen von scheinbar unzusammenhängenden Objekten gekennzeichnet: So erzeugt Pistoletto beispielsweise mit seiner "Venus in Lumpen" (1967; Neapel, Di Bennardo) einen lebhaften Kontrast zwischen einer antiken Skulptur, die verwendet wird, als sei sie Massenware, und einem leuchtend bunten Haufen Lumpen. Eine solche Kombination aus klassischer und zeitgenössischer Bildsprache war auch charakteristisch für Giorgio de Chiricos Arbeiten ab ca. 1912.