Rodolfo Graziani, Markgraf von Neghelli war ein führender italienischer Militär und Politiker während der Herrschaft des italienischen Faschismus.
Bekanntheit erlangte Graziani für seine Rolle beim Zweiten Italienisch-Libyschen Krieg, wobei er als Vizegouverneur zu den Hauptverantwortlichen des Genozids in der Cyrenaika gehörte. Danach war er kurzzeitig Gouverneur von Italienisch-Somaliland und als solcher Oberbefehlshaber der südlichen Invasionstruppen beim italienischen Angriffskrieg gegen das Kaiserreich Abessinien. Die von Graziani befehligten Einheiten setzten dabei systematisch und flächendeckend Giftgas ein. Während seiner folgenden Amtszeit als Vizekönig Italienisch-Ostafrikas etablierte Graziani ein auf Terror begründetes Besatzungsregime.
Als Generalgouverneur von Italienisch-Libyen leitete Graziani nach dem Eintritt des faschistischen Italien in den Zweiten Weltkrieg die fehlgeschlagene Invasion in Ägypten, wodurch er bei Mussolini in Ungnade fiel. Erst nach dem Sturz des Mussolini-Regimes und der Gründung der faschistischen Republik von Salò fungierte Graziani als deren Verteidigungsminister und kollaborierte mit den deutschen Besatzungstruppen.