Von "Schmuckmuseum Pforzheim"
Schmuckmuseum Pforzheim
Mit der Entwicklung der Kleidung wird auch die Frage, wie man sie schließt und kunstvoll rafft, ein epochenübergreifendes Thema des Schmuckschaffens. Die Geschichte der Fibeln und Broschen im Laufe der Jahrhunderte erzählt durch das Schmuckmuseum Pforzheim
Fibulae - praktische Dekoration
Ihr Siegeszug beginnt in der Bronzezeit, als sich die kunstvolle Verarbeitung von Metall verbreitet. Bis ins hohe Mittelalter bleibt die Fibel als Verschluss und Statussymbol unersetzlich. Mit dem Aufkommen von Knöpfen emanzipiert sie sich zur Brosche und erfüllt „nur“ noch ein Schmuckbedürfnis. Kein barockes Damenmieder, kein Herrenhut ist denkbar ohne prächtigen Besatz. In der Moderne beansprucht die Brosche den Stellenwert eines eigenständigen Kunstwerks. Als Skulptur am Körper bietet sie dem Künstler vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten — und wird „Art to wear“.
Brillenfibel (8.-9. Jh. v. Chr) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brillenfibel | 9.-8. Jh. v. Chr. | Nordgriechenland | Bronze
Der Ursprung der Brillenfibel geht auf die Urnenfelderkultur Mitteleuropas (13.-11. Jh. v. Chr.) zurück. In Griechenland waren diese aufwendigen Gewandschließen, die paarweise an den Schultern getragen wurden, vom 11. Jahrhundert an üblich. Die doppelspiralige Fibel, die an eine Brille erinnert, wurde aus einem einzigen Bronzedraht hergestellt.
Fibel (8th century BCE) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Fibel | 8. Jh. v. Chr. | Griechenland | Bronze
Die bronzene Fibel schimmert in einer wunderschön grünen Patina und hat die typische Form mit Halbkreisschlaufe und Nadel. Anhand dieses Exponates lässt sich die Handhabung sehr gut ablesen. Das Prinzip ist dem der heutigen Sicherheitsnadel ähnlich. Die Fibel wurde vor allem zum Verschließen von Umhängen und Mänteln benutzt.
Gewandschließe (About 700 BCE) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Gewandschließe | Um 700 v. Chr. | Irland | Gold
Mit ihrem starken Bügel und den "Schüsseln" aus Gold verband diese Fibel einzelne Teile der Kleidung.
Etruskische Fibel (6th century BCE) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Etruskische Fibel | Zweite Hälfte 6. Jh. v.Chr. | Gold
Die Fibel galt nicht nur als nützliches Utensil, sondern wurde oft aufwändig verziert. Die kleine Fibel mit einer Sphinx auf der Nadelhalterung wurde in Etrurien gefertigt. Die Etrusker waren Meister der Goldschmiedekunst. Dies zeigt auch das nächste Stück.
Zierscheiben (Ohrschmuck) (6th century BCE) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Zierscheiben | 6. Jh. v. Chr. | Gold mit Granulation
Fibel (3rd-4th century AD) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Fibel | 3.-4. Jh. n. Chr. | Römisch | Gold
Die Fibel als Schmuckstück und Gebrauchsgegenstand spielte auch bei den Römern eine wichtige Rolle, so z.B. diese spätrömische Armbrustfibel, die häufig von Männern an der Schulter getragen wurde.
Fibelpaar (Late 4th century AD) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Bügelfibeln | Spätes 5. Jh. | Silber z.T. vergoldet, Almandine, Niello
Bügelfibeln wurden meist in der Beckengegend oder im Beinbereich getragen und hielten dort vermutlich den Rock zusammen.
Gewandbesatz (6th century) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Gewandbesatz | 6. Jh. | Bronze
Ringe und Gewandschmuck sind die Schmuckstücke des frühen und hohen Mittelalters.
Über den Gewändern wurden weite Mäntel getragen, die mit einer Gewandschließe
zusammengehalten wurden. Den Halsschlitz schloss man mit einer Agraffe, auch
Fürspan oder Heftlein genannt.
Vom Knopf abgelöst
Mit der Nutzung des Knopflochs kamen Fibeln aus der Mode. Zwar gab es bereits in der Antike Knöpfe, diese wurden jedoch nur zur Zierde getragen. Im 13. Jahrhundert kamen die Knopflöcher auf, und Knöpfe wurden vermehrt zum Schließen der Kleider verwendet. Die Veränderung der Mode — hin zu engeren Kleidern — trug maßgeblich dazu bei, dass mehr Knöpfe als Fibeln eingesetzt wurden. Diese verlor somit ihren praktischen Nutzen und emanzipierte sich zur schmückenden Brosche — kein barockes Damenmieder, kein Herrenhut ist ohne diesen prächtigen Besatz denkbar.
Blütenstrauß (Agraffe) (1620-1630) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Blütenstrauß (Agraffe) | Um 1620-1630 | Gold, Smaragd, Diamanten, Email
Im Spätmittelalter kam die Agraffe auf, mit der zwei Kleidungsstücke zusammengehalten werden konnten. Es gab Agraffen, die fest an die Kleidung angenäht wurden und über Haken und Ösen die Stücke miteinander verbanden, andere wurden an beiden Kleidungsstücken eingehakt und konnten komplett abgenommen werden. Ein Beispiel ist die Agraffe, die um 1620 gefertigt und als prächtig glitzernder Blumenstrauß aus Gold, Diamanten, Email und einem leuchtenden Smaragd geformt wurde. Einen solchen Blickfang steckten sich die Herren gerne auch einmal an den Hut.
Brustschmuck (About 1700) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brustschmuck | Um 1700 | Spanisch | Gold, Diamanten, Email
Dieser aufwändige Brustschmuck schmückte um 1700 das Dekolleté einer spanischen Dame.
Sévigné-Brosche (About 1730) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Sévigné-Brosche | Um 1730 | Gold, Smaragde
Schmuck wurde im Barockzeitalter ganz bewusst passend zur Kleidung gewählt.
Repräsentative Broschen, die unterhalb des Ausschnitts getragen wurden, lösten den beliebten Anhänger des Manierismus ab. Querovale Schleifenbroschen waren unter dem Namen "Sévigné-Broschen" weit verbreitet.
Bildnisanhänger: Philip von Bourbon (About 1700) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche/Anhänger: Philip von Bourbon | Um 1700 | Silber, Diamanten, Rückseite vergoldet, Miniatur Öl auf Kupfer
Brosche (About 1750) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | Um 1750 | Silber, Gold, Topase, Diamanten, Emaile
Brosche (About 1800) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | Um 1800 | Silber, Diamanten, Glas
Brosch (Early 19th c.) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | Frühes 19. Jh. | Berlin | Eisen
Brosche (About 1840) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Berlin | Um 1840 | Pforzheim | Gold, Türkise, Email
Brosche (mid-19th c.) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | Mitte 19. Jh. | Erbach im Odenwald | Elfenbein
Trauerbrosche (1835 - 1866) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Trauerbrosche | 1835 - 1866 | Gold, Email, Haararbeit auf Opalglas, unter Glas, Foto auf der Rückseite
Brosche (Between 1864 and 1885) von John BrogdenSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von John Brogden | Zwischen 1864 und 1885 | London | Gold, Emaile
Edle Materialien
Ob Gold, Rubine, Topas oder eben Diamanten: Broschen sind oft aus besten, teuren Materialien und reich verziert. Sie glitzern und werten das Kleidungsstück glamourös auf und gehören bis heute zu den beliebtesten Schmuckstücken.
Brosche (1860/1870) von UnbekanntSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | 1860/1870 | Gold, Diamanten
Seine Diamantblüten sind so befestigt, dass sie leicht mit der Bewegung ihres weiblichen Besitzers vibrieren.
Brosche (About 1898/1900) von Louis AucocSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Louis Aucoc | 1898/1900 | Gold, Diamanten, Rubine, Perle, Emaile
Brosche "Octopus und Schmetterling" (1899 - 1900) von Entwurf Wilhelm Lucas von Cranach, Ausführung Louis WernerSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche "Octopus und Schmetterling" von Wilhelm Lucas von Cranach (Entwurf) | 1899-1900 | Gold, Perlen, Diamanten, Rubine, Amethyste, Topas, Emaile
Cranach verdankt seinen Ruf seinen hervorragenden Entwürfen für Schmuck und andere Kunsthandwerksgegenstände. Die Brosche "Octopus and Butterfly" ist ein Meisterwerk des Jugendstils und in Bezug auf Motiv und Handwerkskunst die spektakulärste Schmuckschöpfung dieser Stilepoche in Deutschland.
Brosche (About 1930) von Theodor FahrnerSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Theodor Fahrner | Um 1930 | Silber, Amethyste, Amazonite, Markasite
Brosche (About 1910) von Josef HoffmannSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche | Josef Hoffmann | Um 1910 | Wien | Kupfer, Emaile
Skulptur am Körper
Für Schmuckdesigner bieten Broschen eine große Gestaltungsbandbreite: Sie sind die einzigen Schmuckstücke, bei denen man sich gestalterisch auf der Fläche bewegt, sie können reliefartig bis hin zu skulpturalen Aufbauten in den Raum greifen und dem Träger wie dem Betrachter multiple Ansichten bieten.
Brosche (About 1941) von Elisabeth TreskowSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Elisabeth Treskow | Um 1941 | Essen | Gold mit Granulation, Diamanten, Perle
Brosche (1967) von Reinhold ReilingSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Reinhold Reiling | 1967 | Gold, Diamant, Rubin
Ansteckschmuck (1988) von Jens-Rüdiger LorenzenSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Jens-Rüdiger Lorenzen | 1988 | Stahl, Neusilber, Papier
Brosche (1997) von Iris BodemerSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Iris Bodemer | 1997 | Gold, Rubellit, Gummi, Tape
Brosche (2008) von Georg DoblerSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche von Georg Dobler | 2008 | Silber, Rauchquarz
Brosche „Viviane“ (2009) von Bettina SpecknerSchmuckmuseum Pforzheim
Brosche „Viviane“ von Bettina Speckner | 2009 | Fotoätzung auf Zink, Silber, Smaragdperlen, Saphirperlen, Perlmutt
Fritz Falk: Schmuck 1840-1940. Highlights Schmuckmuseum Pforzheim. Stuttgart 2004
Fritz Falk: Serpentina. Die Schlange im Schmuck der Welt. Stuttgart 2011
Fritz Falk, Cornelie Holzach: Schmuck der Moderne 1960-1998. Bestandskatalog der modernen Sammlung des Schmuckmuseums Pforzheim. Stuttgart 1999
Cornelie Holzach: Schmuckmuseum Pforzheim. Museumsführer. Pforzheim 2015
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