Das Leben und Vermächtnis von Johann Sebastian Bach

Von "Bach-Archiv Leipzig"

Bach-Archiv Leipzig

Johann Sebastian Bach (1685-1750) ist einer der einflussreichsten Komponisten aller Zeiten - 2011 kürte ihn die New York Times gar zum wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte überhaupt. Obwohl seine Biografie noch immer einige blinde Flecken aufweist, wird sein musikalisches Erbe lebendig gehalten und bewahrt - vor allem in Leipzig, wo Bach 27 Jahre lang Thomaskantor war.

Hochzeitsquodlibet BWV 524 (1707/1708) von Johann Sebastian BachBach-Archiv Leipzig

Ein Leben für die Musik

Bach entstammte der größten Musikerfamilie der Musikgeschichte mit weit über 100 nachweisbaren musizierenden Mitgliedern. Bei jährlichen Familientreffen und großen Familienfeiern wurde stets gemeinsam musiziert. In einem solchen Kontext entstand wohl auch das Hochzeitsquodlibet BWV 524, eine satirische Collage verschiedener Lieder, die Bach im Alter von etwa 22 Jahren komponiert hat. Bereits früh entwickelte Bach seinen eigenen musikalischen Stil, u.a. während Stationen in Weimar, Köthen und schließlich Leipzig.

Stadtansicht von Eisenach (1650) von Caspar MerianBach-Archiv Leipzig

"Ich habe fleißig sein müssen, wer ebenso fleißig ist, der wird es ebenso weit bringen können" (Johann Sebastian Bach)

Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte Bach in Eisenach, wo sein Vater Johann Ambrosius Leiter der Stadtmusiker war.

Eisenach war die Residenz der Herzöge von Sachsen-Eisenach und zählte damals etwa 6000 Einwohner. Nach dem Tod der Eltern verließ Bach die Stadt im Jahr 1695 und lebte fortan bei seinem älteren Bruder in Ohrdruf.

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Am Weimarer Hof war Bach 1708 als Organist angestellt worden. 1714 beförderte ihn der Herzog zum Konzertmeister, mit der Auflage einmal pro Monat eine Kantate für den Hofgottesdienst zu komponieren.

In Weimar gelang einem Forscher des Bach-Archivs der spektakulärste Bach-Fund der letzten Jahrzehnte. In einem von der Bach-Forschung bis dahin unbeachtet gebliebenen Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek entdeckte der Wissenschaftler 2005 ein bislang unbekanntes Werk: eine Geburtstagsarie, die Bach 1713 für den Weimarer Herzog komponiert hatte.

Leopold, Fürst von Anhalt-Köthen (um 1720) von UnbekanntBach-Archiv Leipzig

"Er war ein gnädiger und Music so wohl liebenden als kennenden Fürst" (Johann Sebastian Bach)

In Köthen hatte Bach die höchste Stufe der Karriereleiter erklommen: Als Kapellmeister des jungen, musikbegeisterten Fürsten Leopold konnte er sich zwischen 1717 und 1723 in einem künstlerisch anregenden Umfeld musikalisch frei entfalten.

Zugleich bescherte Köthen ihm den schwersten Schicksalsschlag seines Lebens: 1720 starb seine erste Frau Maria Barbara während Bach auf einer Dienstreise war. Im folgenden Jahr heiratete er die Hofsängerin Anna Magdalena.

„O, Ewigkeit, du Donnerwort“ BWV 20 (Sopranstimme) (1724) von Johann Sebastian BachBach-Archiv Leipzig

Als Thomaskantor hat Bach in den Leipziger Kirchen jeden Sonntag eine Kantate aufgeführt. Die meisten der Stücke hat er selbst komponiert. Bei der Anfertigung der Aufführungsstimmen und bei der Probenarbeit wurde er von erfahrenen Sängern des Thomanerchores unterstützt. Die Untersuchung der Handschriften dieser Thomaner hilft uns heute, die Entstehung von Bachs Werken genauer zu datieren.

Viele der originalen Aufführungsstimmen blieben nach Bachs Tod in der Thomasschule. 1951 wurden sie dem Bach-Archiv zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben.

Präsentation der Partitur BWV 20 (2017)Bach-Archiv Leipzig

Die autographen Partituren, die als Vorlage für die Aufführungsstimmen dienten, komponierte Bach meist in größter Eile. Streichungen und Korrekturen erlauben den Bach-Forschern Einblicke in den Entstehungsprozess der Kompositionen. Nach Bachs Tod wurden seine Partituren unter seinen Söhnen aufgeteilt und gelangten schließlich in alle Welt.

Erst 2016 konnte das Bach-Archiv dieses Autograph der Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ BWV 20 – nach einer Odyssee über Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt, New York und London – von der Basler Paul-Sacher-Stiftung ankaufen.

Das Rathaus zu Leipzig (um 1720) von Peter SchenkBach-Archiv Leipzig

"Hier habe ich eine wunderliche und der Music wenig ergebene Obrigkeit" (Johann Sebastian Bach)

In Folge eines andauernden Streits mit dem Leipziger Stadtrat und wiederholten Eingriffen aus dem Rathaus in die Zuständigkeiten des Kantors verfasste Bach im August 1730 seinen berühmten „Entwurff einer wohlbestallten Kirchen-Music“. Mit der Denkschrift wollte der Thomaskantor dem Stadtrat aufzeigen, welche Konsequenzen die aktuelle, musikfeindliche Schulpolitik hat.

Folgenreiche kulturpolitische Entscheidungen zur Besetzung der freien Plätze im Alumnat des Thomanerchores hatten im Vorfeld dazu geführt, dass es immer wieder zu personellen Engpässen bei der Kirchenmusik gekommen war. Bach beschwerte sich über die für ihn unhaltbare Situation und machte Vorschläge zur Verbesserung.

Goldberg-Variationen BWV 988 (1741) von Johann Sebastian BachBach-Archiv Leipzig

Seit 1726 hatte Bach seine Kompositionen für Clavier und Orgel in mehreren Teilen als „Clavier-Übung“ herausgegeben. 1741 erschien mit den sogenannten Goldberg-Variationen BWV 988 der vierte und letzte Teil.

Die Verbindung des Werks zu dem Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg geht auf eine Anekdote Johann Nikolaus Forkels zurück. Er schildert in seiner Bach-Biographie aus dem Jahr 1802, dass Goldberg die Variationen seinem Dienstherrn, dem russischen Gesandten am Dresdner Hof, Hermann Carl von Keyserlingk, stets nachts „während der Schlaflosigkeit“ vorspielen musste.

Kunst der Fuge BWV 1080 (1752) von Johann Sebastian BachBach-Archiv Leipzig

"Was ich zu Bachs Lebenswerk zu sagen habe: Hören, spielen, lieben, verehren und - das Maul halten!" (Albert Einstein)

Mit der „Kunst der Fuge“ wollte Bach sein musikalisches Vermächtnis vorlegen. Noch heute begründet das Werk seinen Ruhm als größten Kontrapunktiker der Musikgeschichte.

Die Vorarbeiten zum Druck des Werkes und die ersten Korrekturgänge hatte er noch selbst begonnen. Die endgültige Drucklegung musste nach Bachs Tod aber von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel besorgt werden. Das Werk erschien im Frühjahr 1751; bereits 1752 folgte eine zweite Auflage.

Portrait Johann Sebastian Bachs (1748) von Elias Gottlob HaußmannBach-Archiv Leipzig

Johann Sebastian Bach hat die Entwicklung der klassischen Musik geprägt wie kaum ein anderer Komponist - und kein Gemälde hat unser Bild von ihm so stark beeinflusst wie das Portrait, das Elias Gottlob Haußmann von dem Thomaskantor schuf. Von dem Bildnis existieren zwei Originale, die sich beide in Leipzig befinden. Sie zeigen die einzige authentische Darstellung des Musikers. Bach präsentiert sich mit ernstem Blick und zeigt dem Betrachter ein Notenblatt. Es trägt einen Kanon im strengen kontrapunktischen Stil, der ihn als gelehrten Musiker ausweist.

Scenographiae Lipsiacae (Ausschnitt) (1749) von Joachim Ernst SchefflerBach-Archiv Leipzig

Bachs Lebens- und Arbeitsmittelpunkt war der Leipziger Thomaskirchhof.

In der links an die Kirche angrenzenden Thomasschule befanden sich nicht nur die Unterrichts- und Probenräume des Thomanerchores, sondern auch die Kantorenwohnung. Hier lebte Bach mit seiner Familie, hier empfing er Musiker, die von überallher zu ihm kamen – und hier starb er am 28. Juli 1750.

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Heute ist der Thomaskirchhof das Zentrum der Leipziger Bach-Pflege.

In der Thomaskirche erklingen Bachs Werke – in den wöchentlichen Motetten des Thomanerchores und während des jährlichen Bachfestes durch internationale Künstler.

Bach-Geburtstag auf dem Leipziger Thomaskirchhof (2010)Bach-Archiv Leipzig

Die alte Thomasschule (und mit ihr Bachs Wohnung) wurde 1902 abgerissen. Stattdessen erinnert seit 1908 das von Carl Seffner geschaffene Bach-Denkmal auf der Mitte des Platzes an den Thomaskantor.

Zu Bachs Geburtstag am 21. März treffen sich hier jedes Jahr Kinder der Leipziger Grundschulen, um gemeinsam einen Geburtstagskanon zu singen. Anschließend wird die Geburtstagstorte angeschnitten.

Das Bach-Archiv Leipzig im Bosehaus (2010)Bach-Archiv Leipzig

Das Bach-Archiv Leipzig

Gegenüber von Thomaskirche und Bach-Denkmal befindet sich das Bach-Archiv Leipzig.

Als musikalisches Kompetenzzentrum besteht sein Zweck darin, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte der Musikerfamilie Bach zu erforschen, ihr Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Die wissenschaftliche Arbeit des Bach-Archivs bildet die Grundlage für die Gestaltung des Bach-Museums und prägt das jährliche Bachfest und den zweijährlichen Bach-Wettbewerb.

Bachs Originalhandschriften (2019)Bach-Archiv Leipzig

Der größte Schatz des Bach-Archivs sind die 44 Originalstimmensätze zu Bachs Choralkantaten, die seine Witwe Anna Magdalena kurz nach seinem Tod der Thomasschule übereignet hatte. Heute werden die kostbaren Originale in einem klimatisierten Tresorraum im Bach-Archiv aufbewahrt und der Forschung zur Verfügung gestellt.

Die Forschungsdatenbank Bach digital bietet Zugang zu Bachs Handschriften für jedermann. Hochauflösende Digitalisate erlauben es Forschern und Bach-Liebhabern weltweit, die Autographe im Detail zu betrachten. Musiker nutzen die Möglichkeit, die digitalen Reproduktionen von Bachs Originalen herunterzuladen, auszudrucken und daraus zu musizieren.

Forschung erlebbar machen: Das Forschungslabor im Bach-Museum (2019)Bach-Archiv Leipzig

Forschung erlebbar machen

Auf speziellen Leuchttischen bestimmen Wissenschaftler Bachs Papiersorten und in kriminalistischer Kleinarbeit untersuchen sie jeden Aspekt seiner Handschrift.

Im Bach-Museum kann man die Arbeitsweise der Wissenschaftler selbst nacherleben. Durch die Analyse von Handschriften, Papiersorten und Wasserzeichen kann die Entstehungszeit von Bachs Werken oftmals exakt datiert werden.

Das Bachfest Leipzig – Bachs Musik an den originalen Aufführungsorten (2014)Bach-Archiv Leipzig

Forschung hörbar machen

Die Arbeit der Bach-Forscher führt immer wieder zu neuen Erkenntnissen über den Klang und die Gestalt von Bachs Werken – hier passiert Wissenschaft, die man hören kann.

Jedes Jahr im Juni kommen Bach-Verehrer aus aller Welt zum Bachfest nach Leipzig. An zehn Tagen erklingen Bachs Werke in mehr als 100 Konzerten an den Originalorten, für die sie einst entstanden sind. Das Festival feiert einen Komponisten, der in seiner Kunst so versiert war, dass er überzeitliche Werke erschaffen konnte, die das Publikum bis zum heutigen Tag in ihren Bann ziehen.

Mitwirkende: Geschichte

Bach-Archiv Leipzig

Quelle: Alle Medien
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