Kleine Kuppeel mit Statue des Merkur (1878) von Jean-Baptiste PigalleBode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Sie gleichen steinernen Himmeln – die gigantischen Kuppeln, die seit Jahrhunderten Bauwerke von höchstem Rang bekrönen. Auch beim Museumsbau kamen Kuppeln seit dem 19. Jahrhundert zum Einsatz, um die Wirkung von Eingangsbereichen und Ausstellungssälen zu steigern. Auf der Museumsinsel Berlin können Besucherinnen und Besucher eine Vielfalt prachtvoller Kuppelsäle bewundern.
Altes Museum
Der berühmteste Kuppelsaal der Museumsinsel ist die Rotunde im Alten Museum. Sie ist der architektonische Mittelpunkt des Museums. 23 Meter hoch reicht sie über zwei Geschosse, bekrönt von einer mit Kassettenfeldern geschmückten Kuppel. Die rot-goldenen Kassetten sind mit geflügelten Genien, Tierkreiszeichen und Rosetten verziert. Durch eine Öffnung fällt von oben das Tageslicht ein. Die großartige Raumschöpfung stammt von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), dem Architekten des Alten Museums. Als Vorbild diente ihm das antike Pantheon in Rom – der Tempel für alle Götter.
Die Rotunde des Alten Museums (1830) von Karl Friedrich SchinkelAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Zwischen den Säulen im Erdgeschoss und in den Nischen der darüber umlaufenden Galerie sind antike Götterstatuen zu sehen. Der ganze Olymp scheint hier versammelt. Die Statuen – darunter die Siegesgöttin Nike mit Kranz und Göttervater Zeus mit einem Adler zu Füßen – sind römische Kopien nach griechischen Vorbildern, die aus dem Besitz der preußischen Könige stammten.
Zum Entdecken tippen
Alte Nationalgalerie
Verglichen mit der imposanten Rotunde des Alten Museums erscheint der Kuppelsaal der knapp 50 Jahre später eröffneten Alten Nationalgalerie geradezu märchenhaft verspielt. Über dunklen Säulen erheben sich anmutige weiße Bögen. Sie lenken den Blick auf eine blaue Kuppel mit goldener Bemalung, die an einen wohl geordneten Sternenhimmel erinnert. Aus der Öffnung in der Mitte dieses „Himmels“ fällt das Licht auf weiße Figuren zwischen den Bögen und in den vier Nischen des Raumes. Im Zweiten Weltkrieg war der Saal durch eine Bombe stark beschädigt und nach 1945 wieder aufgebaut worden. Bei der Sanierung der Alten Nationalgalerie von 1999–2001 wurden die ursprünglichen Wandfarben mithilfe von Farbspuren, die im Haus noch zu finden waren, rekonstruiert.
Zum Entdecken tippen
Die Zauberflöte. Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Entwurf zur 2. Dekoration. Die Sternenhalle der Königin der Nacht (um 1815) von Karl Friedrich SchinkelKupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Vorbild für die Sternenkuppel in diesem Raum war das vielleicht berühmteste Bühnenbild, das je geschaffen wurde: Karl Friedrich Schinkels Prospekt für die „Sternenhalle der Königin der Nacht“ zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte", die im Jahr 1791 in Wien uraufgeführt wurde.
Pan tröstet Psyche (1857 - 1858) von Reinhold BegasAlte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
In den Raumnischen sind Skulpturen des neobarocken Bildhauers Reinhold Begas (1831–1911) zu sehen. Hier beklagt die schöne Königstochter Psyche ihre Neugier und deren Folgen: Unerlaubterweise wollte Psyche ihren Geliebten, Armor, bei Licht sehen. Er bemerkte es und lief davon. Fürsorglich wird die verlassene Psyche hier von dem Naturgott Pan getröstet.
Zum Entdecken tippen
Alhambra-Kuppel (1200 - 1250) von UnbekanntPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Pergamonmuseum
Gänzlich anderer Art ist der „Sternenkuppelraum” im Pergamonmuseum. Seine Kuppel wurde nicht für das Museum errichtet, sondern überdachte einst einen Aussichtsturm in der Alhambra, der berühmten Palaststadt oberhalb der spanischen Stadt Granada. Granada war die Hauptstadt der Nasriden, der letzten muslimisch-maurischen Herrscherdynastie in Spanien vom 13.–15. Jahrhundert. Von ihrem Palast aus hatte man eine grandiose Aussicht über die Stadt, die Landschaft und die Palastgärten.
Die Kuppel wurde im 14. Jahrhundert aus Zedern- und Pappelholz geschnitzt. Mit ihrer feinen Sternornamentik erinnert sie an das Himmelsgewölbe und an die Ornamentik der Himmelssphären, die im Koran beschrieben wird.
1871 wurde dieses Meisterwerk andalusischer Schnitzkunst mit Erlaubnis der spanischen Behörden ausgebaut und einem deutschen Bankier geschenkt. 1978 kaufte das Museum für Islamische Kunst das Kuppeldach an.
Zum Entdecken tippen
Neues Museum
Gleich mehrere faszinierende Kuppelsäle finden sich im Neuen Museum, das von 1843 bis 1855 von Schinkels Schüler Friedrich August Stüler (1800–1865) erbaut wurde. Wie zahlreiche weitere Räume in diesem Museum, so zeugt auch der Mittelalterliche Saal sichtbar von den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und in den Folgejahren. Durch den Architekten David Chipperfield wurde dieser Saal nach dem Prinzip von Erhalt und Ergänzung wiederhergestellt. Vier Säulen aus dunklem Marmor tragen die Flachkuppeldecke, die nach antikem Vorbild erbaut wurde.
Gewölbe Mittelalterlicher Saal, Neues Museum, Museumsinsel Berlin (1843/2009) von Friedrich August Stüler / David ChipperfieldNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Um das Gewicht der Decke zu minimieren, wurden hohle Ton-Topfsteine verwendet und in Gipsmörtel verlegt. So ließen sich extrem leichte Flächengewichte mit sehr hoher Lastabtragung erreichen.
Auf goldenem Untergrund waren im Zentrum der Kuppeln einst die Porträts deutscher Könige ausgeführt. Nur zwei dieser Bilder sind heute noch erhalten. Den Herrschern sind in den Zwickeln der Gewölbe weitere Bildnisse zugeordnet. Sie zeigen Bauherren und Künstler, die namentlich gekennzeichnet sind, ebenso die jeweilige Stadt, mit der sie verbunden sind.
Zum Entdecken tippen
Gleich im Nachbarsaal zeigt sich der Südkuppelsaal des Neuen Museums in schlichter Eleganz. Die Kriegszerstörungen des Gebäudes waren hier so stark, dass dieser Raum bei der Wiederherstellung des Bauwerks gänzlich ersetzt werden musste.
Der Südkuppelsaal gesehen vom Römischen Saal, 1862 (1862) von Friedrich August StülerNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Vormals führte von hier ein Verbindungsgang hinüber zum Alten Museum. Der monumentale Raum zog sich über zwei Geschosshöhen. In der roten Kuppel mit goldenen Sternen saß ein großes Oberlicht. Großformatige Historiengemälde thematisierten den Umbruch von der Antike zum christlichen Mittelalter.
Dem Verlust hat David Chipperfield einen grandiosen Entwurf für die neue Südkuppel entgegengesetzt: Vom quadratischen Grundriss gleiten die Wände in die runde Wölbung der Kuppel, die aus historischen Ziegeln von Brandenburgischen Abbruchhäusern errichtet wurde.
Zum Entdecken tippen
Bode-Museum
Verglichen mit dem schlichten Südkuppelraum im Neuen Museum mutet dieser üppig geschmückte Raum geradezu protzig an. Wie das Entree eines königlichen Schlosses wirkt der Große Kuppelsaal im Bode-Museum, das 1904 eröffnet wurde: Säulen aus farbigen Stuckmarmor, die beiden großen Freitreppen mit vergoldeten Treppengeländern und vor allem die monumentale 40 Meter hohe Kuppel lassen ein Gefühl der Erhabenheit und des Außergewöhnlichen entstehen.
Große Kuppel mit Reiterstandbild (1696–1700) von Andreas SchlüterBode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Die Architektur, die sich am Stil des Barock orientiert verweist auf die preußischen Herrscher aus dem Hause Hohenzollern, die als Sammler und Mäzene den Grundstock für die Berliner Museen gelegt hatten. Inmitten des Raumes wurde zur Eröffnung des Museums die Kopie des berühmten, um 1700 entstandenen Reiterstandbildes von Friedrich Wilhelm von Brandenburg – genannt der Große Kurfürst – aufgestellt.
Zum Entdecken tippen
Als Pendant zur Großen Kuppel findet sich am südöstlichen Ende des Bode-Museums die Kleine Kuppel. Sie bildet den Abschluss der Goldenen Achse – einer Reihe großer Prunkräume im Erdgeschoss des Gebäudes. Einst wurden hier Feierlichkeiten ausgerichtet, zu denen die Hofgesellschaft und wohlhabende bürgerliche Mäzene geladen waren. Von oben wird der ganz im Stil des heiteren Rokoko gehalten Saal durch Tageslicht erhellt. Die innere Kuppelwand ist von kleinen Kassetten mit floralen Motiven bedeckt. Zwischen den ovalen Fenstern im unteren Bereich finden sich Stuckverzierungen mit angedeuteten Rüstungen, Schwertern und Schilden.
Zum Entdecken tippen
Friedrich der Große, Kopie des Standbildes von Johann Gottfired Schadow (um 1900) von Franz TübbeckeBode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Die Marmorstatuen in den Nischen zeigen Friedrich den Großen (1712–1786) und seiner Generäle. Bei der Statue Friedrichs handelt es sich um eine Kopie des berühmten Standbildes in Stettin, das Johann Gottfried Schadow (1764–1850) im Jahr 1792 im Auftrag der pommerschen Landesstände schuf. Die anderen Statuen waren ursprünglich auf dem Berliner Wilhelmplatz aufgestellt und wurden dort im 19. Jahrhundert durch Bronzekopien ersetzt.
Kleine Kuppeel mit Statue des Merkur (1878) von Jean-Baptiste PigalleBode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Weiter unten, am Fuß der Treppenanlage flankiert eine Merkurstatue von Jean-Baptiste Pigalle (1714–1785) gemeinsam mit einer Venusstatue auf der anderen Seite der Treppe den Aufgang. Ursprünglich bildeten diese Statuen den Auftakt der Weinbergtreppe von Schloss Sanssouci in Potsdam.
Die einzigartige Verbindung von Skulpturen, Raumschmuck und Architektur macht den Besuch der Kleinen Kuppel zu einem besonderen Erlebnis. Wie in den anderen Kuppelsälen der Museumsinsel so wird auch hier der universelle Anspruch der Museumsinsel auf schönste Weise erfahrbar.
Text: Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Konzept / Realisierung: Jutta Dette
Audios: tonwelt, Astrid Alexander
© Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
www.smb.museum
Bode-Museum