Die Kunsthalle
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe mit ihren drei Gebäuden an der Hans-Thoma-Straße – dem Haupthaus, der Jungen Kunsthalle und der Orangerie – zählt zu den großen und traditionsreichen Museen in Deutschland.1846 eröffnet, ist die Kunsthalle eines der wenigen, in großen Teilen ihrer alten Substanz und Ausstattung original erhaltenen Kunstmuseen. Im Hauptgebäude und in der Orangerie sind 800 Werke vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart ständig zu sehen. Die Junge Kunsthalle präsentiert wechselnde Ausstellungen speziell für Kinder und Jugendliche. Im Zentrum unserer Museumsarbeit stehen die Bewahrung des Vermächtnisses aus sieben Jahrhunderten der europäischen Kunstgeschichte, aber auch der aktuelle Dialog mit der Sammlung und deren qualitätvolle Erweiterung.
Die Versuchung des Heiligen Antonius (1650) von Joos van CraesbeeckStaatliche Kunsthalle Karlsruhe
Joos van Craesbeeck: Die Versuchung des Heiligen Antonius
Nach der Spaltung der Niederlande in den calvinistischen Norden und den katholischen Süden haben flämische Künstler alte religiöse Motive wieder aufgenommen und „modernisiert“, um die katholische Tradition neu zu beleben. Ein Zeugnis dessen ist Joos van Craesbeecks Bild. Der Einsiedler Antonius hat sich an einen fernen Küstenstrich zurückgezogen, doch auch dort kommt die Versuchung über den frommen Mann: Helles Licht fällt in die Finsternis und lässt das gespenstische Geschehen aufleuchten. Antonius sitzt vor seinem Unterschlupf und klammert sich an die Heilige Schrift, seinen einzigen Trost. Eine unübersehbare Schar böser Geister wird vom Meer herangespült und bedrängt ihn, allen voran eine versucherische Weibsperson.
Joos van Craesbeeck: Die Versuchung des Heiligen Antonius - Detail
Alles beherrscht aber ein riesiger Männerkopf, der zahlreiche Teufel entlässt, als würden böse Gedanken zur Wirklichkeit – und er scheint selbst darüber entsetzt zu sein. In der aufgeklappten Stirn haben teuflische Wesen Platz gefunden; ein Maler, ein Augenglas gehören ebenso dazu wie ein Vogelnest: rätselhafte Symbole für uns. Joos van Craesbeeck möchte seine Mitmenschen warnen. Er folgt dabei einer beliebten, mittelalterlichen Tradition: Wie der makabre Kopf beweist, beeinflussten ihn die von Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel und ihren Nachfolgern geschaffenen „Diablerien“. Craesbeeck war Schüler Adrian Brouwers und Zeitgenosse David Teniers’. Das Karlsruher Bild ist in Malweise, Farben und Licht ein unverkennbares Werk Craesbeecks, so ungewöhnlich auch das Motiv ist.
Eine Ausstellung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Redaktion / Projektmanagement:
Isabel Koch und Alexandra Hahn
Realisation :
Isabel Koch und Lennart Polach
für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.
Vielen Dank an alle beteiligten MitarbeiterInnen in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Google Cultural Institute als Kooperationspartner.
17. November 2015