Original Versuchsanordnung (1896) von W. C. RoentgenDeutsches Röntgen-Museum
Eigentlich untersucht er elektrische Entladungen in evakuierten Glasröhren, wie die meisten Physiker seiner Zeit.
Erste Röntgenaufnahme einer menschlichen Hand (1895-12-20) von Wilhelm Conrad RöntgenDeutsches Röntgen-Museum
Er dokumentiert seine Ergebnisse mit der Fotografie. Zwei Tage vor Weihnachten 1895 nimmt er das Röntgenbild der Hand seiner Frau Anna Bertha auf.
Der Geburtstag der Radiologie!
Erste Seite des Manuskripts für die Erstveröffentlichung von Wilhelm Conrad Röntgens Entdeckung (1895-12) von Wilhelm Conrad RöntgenDeutsches Röntgen-Museum
Kurz vor Silvester 1895 übergibt Röntgen sein Manuskript zur Veröffentlichung an den Sekretär der Physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg. Anfang Januar 1896 hält er die Sonderdrucke in den Händen. Die verschickt er mit 9 Röntgenbildern zu ausgewählten Physikerkollegen in Europa.
Brief von Lord Kelvin an W.C. Röntgen von Lord KelvinDeutsches Röntgen-Museum
Der berühmte Physiker Lord Kelvin schreibt, die Bilder habe er "mit großem Interesse" angeschaut. Einige zweifeln allerdings an ihrer Echtheit. Ein Physiker glaubt, "ein Märchen vernommen zu haben".
Die Wiener Tageszeitung "Die Presse" berichtet am 5. Januar 1896 als erste über die neuen Strahlen. Die Journalisten lassen sich zu "phantastischen Zukunftsspekulationen im Stile eines Jules Verne" hinreißen: Diagnose von Knochenverletzungen, Aufspüren von Fremdkörpern und Schnittbilder vom menschlichen Körper. Sie alle sollen sich bewahrheiten.
Durchsichtige Welt
Die Menschen sind fasziniert von den neuen Möglichkeiten, in die Dinge zu blicken. Alles wird durchleuchtet.
Chamäleon christatus (1896-01) von Joseph Maria Eder und Eduard ValentaOriginalquelle: Versuche der Photographie mittelst Röntgen'schen Strahlen von Regierungsrath Dr. J.M. Eder und E. Valenta
Beeindruckend viele Details lassen sich auf diesen frühen Röntgenbildern erkennen.
Röntgen wird zur Jahrmarkt-Attraktion.
Die Menschen stehen Schlange, wie hier in New York auf einer Ausstellung, um ihre Körper im Röntgenlicht betrachten zu können.
Nicht nur Röntgen-Manie, sondern auch wissenschaftliche Fragestellungen bestimmen die Anfangstage: Welche Materialien können die Röntgenstrahlen durchdringen und welche nicht?
Titelblatt der wöchentlichen Satirezeitschrift "Der Floh" (1896-01-26) von Fritz Georg GraetzOriginalquelle: Der Floh, 1896, No. 4
Auch eine gesellschaftliche Debatte findet statt.
Hoffnung auf medizinische Wunder und Angst vor dem Verlust der Privatsphäre; zwischen diesen beiden Extremen bewegt sich die Debatte.
Röntgenuntersuchung mit einem Triumph Röntgenapparat (1913) von SiemensDeutsches Röntgen-Museum
X-rays take over medicine
The dream of the transparent human comes true for medicine with the discovery of X-rays.
Bereits im Frühjahr 1896 eröffnen erste Röntgenkabinette in Deutschland, England, Frankreich und den USA.
Der Patient steht für die Durchleuchtung vor der Röntgenröhre.
Der Generator erzeugt die erforderliche hohe Spannung von mehreren Zehntausend Volt zum Betrieb der Röhre.
Der Arzt sitzt vor dem Patienten. Mit dem Leuchtschirm kann er im dunklen Raum die Röntgenbilder betrachten.
Neben Knochenbrüchen können jetzt auch bisher nicht tastbare Fremdkörper sichtbar gemacht werden. Eine wichtige Hilfe für den Chirurg, der die Fremdkörper operativ entfernt.
Angiographie einer menschlichen Hand (1896-01-17) von Eduard Haschek und Otto LindenthalDeutsches Röntgen-Museum
Weichteile, wie Organe und Gefäße lassen sich mit Röntgenstrahlen nicht abbilden. Die Strahlen gehen fast ungehindert durch sie hindurch. Erst die Erfindung der Kontrastmittel macht diese Abbildungen möglich.
Radiologische Verdauungsstudien (1903) von Dr. Oscar-KrausOriginalquelle: Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgentechnik, Vol.6 (1902-1903),Tafel XXVIII
Das geht auch am lebenden Organismus, wie diesen Fröschen. Auf den Aufnahmen lässt sich verfolgen, wie das mit Kontrastmittel gemischte Futter...
...vom Magen...
Radiologische Verdauungsstudien (1903) von Dr. Oscar-KrausOriginalquelle: Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgentechnik, Vol.6 (1902-1903),Tafel XXVIII
...in den Darm wandert.
Coolidge Röntgenröhre von DRMDeutsches Röntgen-Museum
Und auch die Qualität der Röntgenröhren wird verbessert.
Die Ärzte können unter verlässlichen und wiederholbaren Bedingungen die Art und Menge der Röntgenstrahlen regulieren.
Gefahr Röntgen?!
Der anfangs unbedachte Umgang mit den neuen Strahlen führt zwangsläufig auch zu ernsthaften Verletzungen. Der "Röntgen-Sonnenbrand" verschwindet zunächst wieder. Krebs oder Verlust von Händen und Armen, unter diesen Spätfolgen leiden viele Röntgenärzte und ihre Assistentinnen. Doch wie kann man sich wirkungsvoll schützen?
Ist Abschirmen die Lösung?
Röntgenstrahlen können Blei nicht durchdringen.
Viele Schutzkleidungen der Zeit erinnern an Ritterrüstungen.
Die Schwere der Hautschäden hängt von der Menge der Strahlen ab. Erste Messinstrumente für die vom Körper aufgenommen Menge an Strahlen helfen, dass Strahlenschäden in den Kliniken deutlich zurückgehen.
Quantimeter nach Robert Kienböck (um 1905) von Robert KienböckDeutsches Röntgen-Museum
Verschiedene Methoden für das Messen von Röntgenstrahlen werden erprobt.
Bis zu einem allgemeingültigen Einheitssystem für Menge und Art von Röntgenstrahlen ist es jedoch noch ein weiter Weg.
Bewährungsprobe
Im Ersten Weltkrieg haben die Röntgenstrahlen ihren ersten "medizinischen Großeinsatz". Die Erfahrungen aus den Feldlazaretten zeigen: ohne Röntgen ist eine moderne Medizin nicht möglich.
In den Lazaretten wird eine riesige Anzahl an Röntgenbildern aufgenommen. Sie helfen den Ärzten dabei, die Operationen für die von Gewehrkugeln und Granatensplitter verletzten Soldaten zu planen.
Über 9 Millionen Tote. Das ist die erschreckende Bilanz des 1. Weltkrieges.
Zusätzliche mobile Röntgengeräte und medizinisches Personal werden in den Feldlazaretten benötigt.
Das Röntgenequipment wird mobil und in Röntgenwagen zu den Lazaretten transportiert.
Untersuchungen und Operationen finden oft unter einfachsten Bedingungen statt.
Ein Großteil der Geräte ist primitiv und sogar gefährlich. Das medizinische Personal ist oft nicht entsprechend ausgebildet.
In zahlreichen Büchern werden die Erfahrungen und das gewonnene Wissen aus den Feldlazaretten zusammengetragen und reflektiert. Röntgenatlanten mit beeindruckenden Zeitdokumenten entstehen.
Helfende Strahlen
Die schädliche Wirkung der Röntgenstrahlen macht man sich in der Strahlentherapie zunutze, um bösartiges Gewebe und Tumore zu zerstören.
Der erste Fall ist 1897 der Fall eines jungen Mädchens mit sehr stark behaarten Rücken.
Die Behaarung verschwindet mit der Bestrahlung, jedoch trägt sie ein großes Geschwür davon.
Frühe Strahlentherapie (1910) von Albers-Schönberg-Institut, HamburgDeutsches Röntgen-Museum
Die Patienten müssen also geschützt werden. Auch Hautkrankheiten im Gesicht werden mit Röntgenstrahlen behandelt. Die Patienten tragen Bleimasken, um den Rest des Gesichts zu schützen.
Je nachdem welcher Gesichtsteil bestrahlt werden soll, gibt es unterschiedliche Masken.
Die Bleimasken sind schwer. Diese wiegt gute 8 kg.
Jede Technik kann als Waffe genutzt werden.
Die Kenntnisse wie Gebärmutterkrebs mit Röntgenstrahlen behandelt werden kann, werden während der NS-Zeit genutzt, Abtreibungen und Zwangssterilisationen durchzuführen.
Wintzkanone (um 1920) von Hermann WintzDeutsches Röntgen-Museum
Für tieferliegende Tumore ist energiereicher Strahlung nötig, die harte Röntgenstrahlung. Sie kann tiefer in den Körper eindringen.
Drei Bestrahlungsgeräte nach Hans Holfelder (1930) von Hans HolfelderDeutsches Röntgen-Museum
Bei späteren Strahlentherapiegeräten sorgen die Umhüllung der Röhren und Zuleitungskabel für Strahlen- und Hochspannungsschutz.
Zum Röntgen verpflichtet
Röntgenbilder spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Tuberkulose, einer der ansteckendsten und tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. In der Mitte des 20. Jahrhunderts ist sie in Mitteleuropa weit verbreitet.
Röntgenaufnahme einer Lungentuberkulose (1930/1940)Deutsches Röntgen-Museum
Auf Röntgenaufnahmen der Lunge lässt sich eine Tuberkuloseerkrankung erkennen, bevor sie in die ansteckende Form übergeht.
Routinemäßige Röntgenuntersuchungen, sogenannte Reihenuntersuchungen, werden für die Bevölkerung verpflichtend. Die regelmäßige Kontrollen tragen zu dem Rückgang der Tuberkuloseerkrankungen bei.
Auf dem Land fahren Röntgenbusse zu Marktplätzen und Schulhöfen.
Dem Erfolg der Reihenuntersuchung steht die Gefahr von Tumoren gegenüber.
In den 1980er Jahren ist die Reihenuntersuchung abgeschafft.
Aufbruch in die Moderne
Röntgenbilder haben einen Nachteil: Sie bilden den dreidimensionalen Körper auf einer Ebene ab. Sämtliche Strukturen überlagern sich. Eine Erfindung soll das ändern und den Grundstein für die moderne medizinische Bildgebung legen.
Computertomograph (1972) von EMIDeutsches Röntgen-Museum
Die Erfindung der Computertomographie bringt einen entscheidenden Fortschritt. Bei der CT rotiert die Röntgenröhre um den Patienten. Ein gegenüberliegender Detektor misst die ankommenden Röntgenstrahlen. Aus den Schwächungsmustern werden die Bilder errechnet.
So lassen sich überlagerungsfreie Schnittbilder vom Körper erstellen und Weichteile gut darstellen. Erstmals ist es so möglich, auch das Gehirn abzubilden.
Bei der ersten Patientin im CT kann so der Verdacht auf einen Hirntumor bestätigt werden.
Die Bilderfahrt durch den Körper wird möglich, wie bei dieser CT-Aufnahme des Oberkörpers
Möglichkeiten der Medizinischen Bildgebung (2000) von SiemensDeutsches Röntgen-Museum
Computertomographie und Magnetresonanztomographie, gemeinsam mit immer aufwendigeren Bildverarbeitungen entstehen neue detailreiche Blicke in den menschlichen Körper.
Moderne Aufnahme des menschlichen Gehirns (2016) von Max Planck InstituteDeutsches Röntgen-Museum
Die Entwicklung geht stetig weiter, mittlerweile lassen sich feinste Gehirnstrukturen und sogar Gehirnaktivitäten abbilden.
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