Das Herzstück des weltberühmten Pergamonmuseums ist der Pergamonaltar. Er wurde während der Regierungszeit des Königs Eumenes II. (197–156 v. Chr.) in der Stadt Pergamon in der heutigen Türkei errichtet. Die Teilrekonstruktion des 2000 Jahre alten Baus gehört zu den bekanntesten Monumenten der hellenistischen Bildhauerkunst.
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Nur die Westseite des Altars wurde vollständig mit originalen Friesplatten und einzelnen originalen Architekturteilen rekonstruiert. Die Friese der übrigen Seiten sind an den Saalwänden gegenüber angeordnet. Mehr als 100 überlebensgroße Figuren sind auf dem im Original 110 Meter langen Sockelfries des Altars, der auch unter den Bezeichnungen Gigantenfries oder Großer Fries bekannt ist, dargestellt.
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Auf den Friesen des gewaltigen Altars ist der mythische Kampf zwischen Göttern und Giganten dargestellt, er erinnert an die militärischen Erfolge der Herrscher von Pergamon. Die sogenannte Gigantomachie ist ein häufiges Thema in der griechischen Kunst. Götter als Garanten für eine gerechte Ordnung stehen hier den den Giganten als Sinnbild chaotischer Naturkräfte gegenüber. In jeder Himmelsrichtung des gewaltigen Frieses sind andere Götter abgebildet. Statten wir ihnen einen kurzen Besuch ab.
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Der Ostfries des Pergamonaltars (2. Viertel 2. Jh. v. Chr.) von UnbekanntPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
In der Mitte des Frieses lenkte neben der Göttin Hera wahrscheinlich die Götterbotin Iris, von der nur ein mächtiger Flügel erhalten ist, das Viergespann des Zeus heran.
Ein hoch aufgerichteter athletischer Körper mit wallendem Gewand dominiert die Kampfgruppe. Es ist Zeus, der Göttervater.
Zwei Giganten scheint er schon besiegt zu haben, der dritte ganz rechts richtet sich auf und hebt den Arm wie um einen Schlag abzuwehren. Doch Zeus holt weit aus, wahrscheinlich hielt er in der rechten Hand ursprünglich einen Blitz. Gleich wird der tödliche Schlag auf den Giganten niedergehen.
Zeus-Tochter Athena entreißt Alkyoneus der schützenden Kraft der Erde. Die von ihr gesandte Schlange setzt zum tödlichen Biss an. Erdmutter Ge fleht vergeblich um das Leben des Sohnes.
Die Göttin besiegt den Giganten.
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Der Südfries des Pergamonaltars (2. Viertel 2. Jh. v. Chr.) von UnbekanntPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Asteria eröffnet zusammen mit ihrer Mutter Phoibe die Folge der Licht- und Tagesgottheiten aus dem Geschlecht der Titanen. Phoibe schwingt die langgeschäftete Fackel gegen einen nach links zurückweichenden menschengestaltigen Giganten.
In der mächtigen Gestalt mit ausgebreiteten Flügeln, in deren Gefieder Eulenmasken verborgen sind glaubt man Uranos, den Vater der Titanen und Gott des nachtschwarzen Firmaments zu erkennen. Mit einem gewaltigen Schwerthieb wird er einen Gegner niederstrecken, der bereits in die Knie gesunken ist und vergeblich zum Schutz die fellumwickelte Faust hochhält.
Mit einem gewaltigen Schwerthieb wird er einen Gegner niederstrecken, der bereits in die Knie gesunken ist und vergeblich zum Schutz die fellumwickelte Faust hochhält.
Die nächste Gruppe zeigt dann einen jugendlichen Gott, vielleicht Aither, der mit einem löwenköpfigen Schlangenbeiner ringt. In der nur unvollständig erhaltenen Mittelzone lässt sich noch die rittlings auf einem Maultier nach links reitende Mondgöttin Selene erkennen.
Hier wirft das Viergespann des Helios zwei Giganten nieder. Vor dem Gespann reitet Eos im Damensitz. Wahrscheinlich richtete sie eine Fackel gegen den links vorstoßenden schlangenfüßigen und stiernackigen Giganten. Dieses mächtige mit Stierhörnern bewehrte Ungeheuer wird gleich von mehreren Göttern und Göttinnen angegriffen.
Wahrscheinlich richtete sie eine Fackel gegen den links vorstoßenden schlangenfüßigen und stiernackigen Giganten.
Dieses mächtige mit Stierhörnern bewehrte Ungeheuer wird gleich von mehreren Göttern und Göttinnen angegriffen.
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Der Nordfries des Pergamonaltars (2. Viertel 2. Jh. v. Chr.) von UnbekanntPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Im Zentrum des Nordfrieses stürmt eine jugendliche Göttin mit hochgesteckten Haaren und wehendem Gewand nach rechts.
Sie schleudert einen Schlangentopf auf ihren bereits stürzenden Gegner. Man hat diese herausragende Gestalt bisher als Nyx, die Göttin der Nacht, oder als Unterweltsgöttin Persephone gedeutet.
Medusa, eine Gorgone und Tochter der uralten Meeresgötter, ...
... hat einen fliehenden zurückgewandten Schlangenfüßer am Kopf gepackt und holt mit dem Schwert zum vernichtenden Schlag aus, während die zweite Gorgone ihren Spieß in die Brust eines am Boden liegenden Gegners bohrt.
Eine dritte Gorgone, die »Löwengöttin«, kämpft ...
... gegen einen mächtigen Giganten mit geschuppten Flügeln und Schlangenbeinen, der den auf ihn gerichteten spitzen Lanzenschuh wegzudrücken versucht, während der Löwe seinen Kameraden anfällt und sich in seinen linken Arm verbeißt.
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Auf der Stirnseite des Nordrisalits wird die Schar der Meeresgötter fortgesetzt mit dem Sohn des Poseidon, dem aus Seeschlange, Pferdebrust und Menschenleib gebildeten
Fabelwesen Triton und seiner Mutter Amphitrite.
Altar eingerüstet (2014/2014) von Thieme, PeterPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Derzeit ist der Fries komplett eingerüstet und die Besucher des Pergamonmuseum können ihn nicht besichtigen.
Ein aufwendiger aber nötiger Schutz - das Pergamonmuseum wird seit 2013 im Rahmen des Masterplans Museumsinsel abschnittsweise saniert. Der Saal mit dem Pergamonaltar ist bis voraussichtlich 2023 geschlossen.
Pergamon Panorama (2011/2011) von Asisi, YadegarPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Götter und Giganten werden in einer detailreichen Projektion in voller Farbenpracht wieder erweckt. Solange der Pergamonaltar geschlossen bleibt, gibt es für Besucherinnen und Besucher eine überwältigende Alternative: Pergamons antike Lebenswelt auf einer ca. 30 Meter hohen 360° Panoramaleinwand. Geschaffen wurde diese detailreiche Rekonstruktion von dem Berliner Künstler Yadegar Asisi und seinem Team.
Den archäologischen Input und damit die Summe von 130 Jahren Forschung in Pergamon lieferte die Antikensammlung. Ab Herbst 2018 bis zur Wiedereröffnung des Pergamonaltars (voraussichtlich 2023) ist das gigantische, farbenprächtige Panorama der antiken Stadt zu sehen.
Pergamon Panorama
3D Modell Pergamonaltar (2. Viertel 2. Jh. v. Chr.) von UnbekanntPergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Zeus, Athena, Nyx - auf den Mikrometer genau erfasst. Auch im interaktiven 3D-Modell ist der Große Altar von Pergamon erlebbar.
Mit Unterstützung des Bundes und den Wissenschaftlern des Fraunhofer-Institut realisierte die Antikensammlung vor den umfassenden Restaurierungsarbeiten im September 2014 einen aufwendigen 3D-Scan - eine faszinierende Visualisierung des mehr als 2000 Jahre alten Meisterwerkes hellenistischer Kunst.
3D-Modell
Text: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Konzept / Redaktion: Astrid Alexander
© Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
www.smb.museum
Pergamonmuseum