Von "Deutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg"
Deutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg
Porträt von Jacob Wolf Spear, dem Firmengründer (Um 1885) von unbekanntDeutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg
Jung und aus bescheidenen Verhältnissen, emigrierte Jacob Wolf Spier in die USA. Er heiratete, wurde amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Namen von "Spier" in "Spear".
Werbeanzeige für Spear Spiele in einem Branchenverzeichnis im späten 19. Jahrhundert (1889) von J.W. Spear & SöhneDeutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1861 ließ er sich in Fürth nieder, wo er 1879 ein Import- und Exportunternehmen gründete. Bald erschienen die ersten Brettspiele im Sortiment von J.W. Spear.
Brett oder Tisch?
Darunter waren auch so bemerkenswerte Beispiele wie Tischtennis: J. W. Spear & Söhne machte es in Deutschland als Gesellschaftsspiel bekannt. Bis in die 1970er Jahre hinein blieb es fester Bestandteil der Produktpalette.
Erste Kriegsspiele
Doch schon bald begann der Erste Weltkrieg, was sich auch in der Produktpalette widerspiegelt: Spear-Spiele schloss sich auch den Spieleherstellern an, die klassische Spiele wie Halatafl mit militarisierter Gestaltung veröffentlichten.
Lokalisierung für die europäischen Märkte
Schon sehr früh wurden Spear-Spiele für andere europäische Märkte lokalisiert - keine geringe Investition. Sogar das Firmenlogo wurde übersetzt. Auf diesem spanischen Gänsespiel steht "Juegos Spear" zu lesen.
Erfolgreiche Klassiker
J. W. Spear & Söhne war 1930 einer der größten und erfolgreichsten Brettspielverlage Deutschlands, bekannt für Klassiker wie Die Fliegenden Hüte oder Das Magnetische Angelspiel.
Arisierung
Mit dem Machtantritt Adolf Hitlers 1933 war das jüdische Familienunternehmen jedoch zunehmend antisemitischer Hetze ausgesetzt. 1938 wurde das Unternehmen "arisiert" und an Hanns Porst, einen bekannten Nürnberger Unternehmer, übergeben. Zwölf Mitglieder der Familie Spear wurden in Konzentrationslagern ermordet.
Verkehrserziehungsspiel "Achtung" Verkehrserziehungsspiel "Achtung" (Um 1935) von Verlag J. W. Spear & SöhneDeutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg
Unter neuer Leitung wurden die Spiele mit nationalsozialistischer Ideologie aufgeladen und umgestaltet. Aus dem Verkehrsspiel "Achtung" wurde beispielsweise "Augen Auf!"; beide Versionen sind in der Detailansicht dieses Objekts vergleichbar
Gesellschaftsspiel; Reisepiel: Im Fluge durch Großdeutschland (1938 - 1945) von Porst, Hanns, Spear-Spiele-FabrikDeutsches Spielearchiv, Museen der Stadt Nürnberg
Reisespiele sind ideale Propagandamittel. Die Verschiebung von Grenzen auf dem Papier und die sofortige Erlebbarkeit dieser neuen Grenzen hilft, reale Grenzen in den Köpfen der Spielenden zu konstruieren und zu stabilisieren.
Das Nürnberger Werk wurde im Krieg fast vollständig zerstört. Es dauerte bis Mitte der 1950er Jahre, bis die Fabrik an die Familie Spear zurückgegeben und aufgebaut war und wieder produzieren konnte.
Scrabblemania
Mit dem Erwerb der Produktions- und Verlagsrechte für Scrabble für die Länder Großbritannien und Irland feierte Spear's Games sein Comeback unter den wichtigsten Spieleherstellern Europas.
1968 besaß die an der Londoner Börse notierte J. W. Spear & Sons Ltd. die weltweiten Produktions- und Vermarktungsrechte für Scrabble - mit Ausnahme der USA, Kanada und Australien.
In den 1970er-Jahren veränderten Supermärkte die Vertriebsstrukturen, Videospiele kamen auf - die Branche wurde immer kurzlebigeren Trends unterworfen. 1984 wurde das Nürnberger Werk geschlossen.
Da kein Familienmitglied die Nachfolge von Francis Spear antreten wollte, wurde das Familienunternehmen schließlich zum Verkauf angeboten. Im Clinch zweier Spielwarengiganten stach Mattel seinen Gegner Hasbro 1994 mit einem Last-Minute-Angebot aus.
Das erste Spear-Archiv
Kurz nachdem Hazel und Francis Spear das Unternehmen verlassen hatten, stellte Mattel die Produktion in Enfield ein. Das Vermächtnis der Firma lebte im Spear's Games Archive auf ihrem ländlichen Anwesen in der Nähe von Ware, County Hertfordshire, weiter.
Das Spear-Archiv in Nürnberg
Im Jahr 2017 stifteten Francis und Hazel Spear ihre Sammlung den Museen der Stadt Nürnberg, damit sie für zukünftige Generationen erhalten werden kann. Das Deutsche Spielearchiv wurde zu seiner neuen Heimat - in der Stadt, in der 1879 die Geschichte der Spear-Spiele begann.
Deutsches Spielearchiv Nürnberg (German Games Archive)
Spielzeugmuseum Nürnberg (Nuremberg Toy Museum)
Helmut Schwarz und Marion Faber: Die Spielmacher, J. W. Spear & Söhne, Geschichte einer Spielefabrik. (English Translation: "Games we Play")
Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1997
Schriften des Spielzeugmuseums Nürnberg, Bd. II
ISBN 3-921590-50-7
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