Zeichen der Zukunft

Wahrsagen in Europa

Blick in die Sonderausstellung "Zeichen der Zukunft"Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Die Frage nach der Zukunft beschäftigt Menschen seit Jahrtausenden. Seitdem ersinnen sie immer neue Wege, um Wissen über die Zukunft zu erlangen. Von besonderer Bedeutung sind die Methoden, die die Hilfe höherer Mächte in Anspruch zu nehmen glauben: Man bezeichnet sie als Wahrsagung.

Nemesis oder Das große Glück (um 1501) von Albrecht DürerGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Erstaunlich gelassen balanciert "Das große Glück" von Albrecht Dürer auf dem Spielball des Schicksals. Das Motiv zeigt die europäische Vorstellung vom zerbrechlichen Glück, das von einem auf den anderen Moment kippen kann.

Das Zaumzeug in der linken Hand der Göttin symbolisiert die Zügelung der Übermütigen und ist Strafe für böse Taten.

Der Pokal in ihrer rechten Hand dient als Belohnung für gute Taten.

Sie balanciert auf einer Kugel, Symbol für die Unbeständigkeit des Glücks.

Blick in die Sonderausstellung "Zeichen der Zukunft"Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Wenn höhere Mächte die Zukunft lenken, sind diese auch die beste Quelle für Wissen über Künftiges und Verborgenes. Dieser Glaube ist in Europa eng mit den drei Buchreligionen verbunden.

Joseph deutet Pharao die Träume (um 1540/50) von unbekanntGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Im Alten Testament findet sich die Geschichte von Joseph, der die Träume des Pharao interpretiert.

Die Traumdeutung ist eine verbreitete Methode, doch oft ist die darin vermittelte Botschaft kryptisch und vage formuliert. Sie lässt Spielraum für Interpretation und Entscheidungen.

Die sieben Kühe in Pharaos Traum deutet Joseph als sieben fette Jahre, die dem ägyptischen Reich bevorstehen.

Die sieben Ähren deutet Joseph als sieben magere Jahre, für die man in den sieben fetten Jahren vorsorgen muss, um sie zu überstehen. Wer die Zukunft kennt, kann sich vorbereiten.

Wunderzeichen über Schloss Waldeck (1554) von Hans GlaserGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Zeichen finden sich überall: Von den Sternen am Himmel bis zu den Linien in der eigenen Hand.

Über dem oberpfälzischen Schloss Waldeck wurde 1554 eine Himmelserscheinung beobachtet, die viele Menschen ratlos zurückließ. Das Flugblatt deutet die Erscheinung als bedrohlichen Kampf zwischen zwei Männern mit flammenden Schwertern. Vermutlich handelte es sich aber um Polarlichter.

Das Astrolabium des Ahmad Ibn Muhammad al-Naqqash (1079/80) von Ahmad ibn Muhammah Al-NaqqashGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

In der Astrologie werden die Bewegungen der Himmelsgestirne mit wissenschaftlicher Genauigkeit erforscht, um Prognosen über Chancen und Gefahren der Zukunft zu treffen.

Himmelsglobus (1715) von Johann Ludwig AndreaeGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Himmelsgloben waren im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet. Auf ihnen waren die Sterne so verzeichnet, als ob sie auf einer Glaskugel rund um die Erde lägen und alle denselben Abstand zur Erde hätten.

Die Kartenaufschlägerin (1818) von Joseph Stöber nach Matthäus LoderGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Wahrsagerei zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Manche Wahrsager brachten es zu großem Einfluss. Andere, meist Frauen, standen eher am Rand der Gesellschaft. Sie und ihre Kunden wurden oft in Karikaturen verspottet.

In einem Biedermeiersalon sitzt die Kartenlegerin, die aufgrund ihrer Physiognomie und der auf ihrem Buckel hockenden schwarzen Katze als Hexe charakterisiert wird.

Sie hat soeben das Herz-Ass zu den bereits vor ihr ausgebreiteten Karten gelegt, eine Anspielung auf amouröse Sujets, zu denen sich die vier anwesenden Damen verschiedenen Alters und Standes individuelle Vorhersagen wünschen.

Deren teilweise als groteske Masken widergegebenen Gesichtszüge spiegeln Besorgnis, Dummheit und jugendliche Schwärmerei. Die Radierung prangert karikaturhaft menschliches Fehlverhalten an.

Deutsche Variante des Grand Etteilla (1793) von Verlag Friedrich Gotthelf BaumgärtnerGermanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Die Grenzen zwischen Wahrsagung und Spiel sind fließend. Im Spiel lässt sich vielleicht unbeschwerter über die Zukunft nachdenken - ob für sich allein oder in geselliger Runde.

Das "Grand Etteilla" von Jean-François Alliette ist eine Adaption des klassischen Tarot-Decks. Etteilla ist der Name Alliette rückwärts. Seine Version des Tarot-Decks soll die Wahrsagung mit den Karten erleichtern.

Alliette ging davon aus, dass der Tarot 4.000 Jahre alt sei und vom Magier Hermes Trismegistos erschaffen wurde. Tatsächlich aber hat sich der Tarot im 15. Jahrhundert in Italien und Frankreich als Vergnügungsspiel entwickelt. Er hieß damals noch Trionfi.

Blick in die Sonderausstellung "Zeichen der Zukunft"Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Der spielerische Zugang bietet einen Ausweg aus einem Zweispalt, der so alt ist wie das Wahrsagen: Was kann und will man über die Zukunft wissen?

Mitwirkende: Geschichte

Die online-Ausstellung zeigt eine kleine Auswahl an Exponaten aus der Sonderschau "Zeichen der Zukunft. Wahrsagen in Ostasien und Europa", die bis 30. Mai 2021 gezeigt wird.

Zeichen der Zukunft. Wahrsagen in Ostasien und Europa. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung. Hrsg. von Marie-Therese Feist. Nürnberg 2020.

https://zeichen-der-zukunft.gnm.de/

Quelle: Alle Medien
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