NEUE WELTEN

Die Entdeckung der Sammlung

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25 Räume – 25 Geschichten von Neuanfängen und Wiederentdeckungen, von Nachbarschaften und Widerständen, vom Menschen und der Einheit der Künste. Die neue Sammlungspräsentation im Museum Folkwang erzählt medien- und epochenübergreifend von Aufbrüchen in ›Neue Welten‹. 

Jüngste Erwerbungen, kaum oder noch nie gezeigte Arbeiten gehen mit den Meisterwerken der Sammlung inspirierende Konstellationen ein. Malerei und Fotografie, Skulptur und Grafik, Weltkunst und Plakat treten im Sinne der Folkwang-Idee in Dialog miteinander. Die Räume sind nach zentralen Werken der Sammlung benannt; in ihnen entfalten sich Erzählungen, die vom ›Symbol der Erde‹ über den ›Halluzinogenen Blick‹ bis hin zu ›Anomalien des frühen 21. Jahrhunderts‹ reichen. 
Dabei offenbaren sich Veränderungen durch globale Entwicklungen, aber auch das Verbindende und Universelle der Künste sowie der Mensch und seine Wahrnehmung von Welt.

Von den Anfängen der Sammlung mit Hauptwerken von Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Paul Gauguin du den deutschen Expressionisten bis in die Gegenwart öffnet sich der Folkwang-Kosmos aus heutiger Perspektive. Die Präsentation lädt ein, die Sammlung neu zu entdecken. 

Scrollen Sie sich hier durch die Räume der Sammlungspräsentation oder entdecken Sie den Rundgang auf google maps mit Details zu den ausgestellten Werken.

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NEUE WELTEN - Prometheus Bound

Seit Jahrhunderten setzen sich Künstlerinnen und Künstler in ihren Werken mit dem Ursprung der Zivilisation auseinander. Prometheus soll die ersten Menschen aus Lehm gestaltet und mit Eigenschaften ausgestattet haben. In der ältesten antiken Überlieferung ist er ein listiger Betrüger, andere Künstler und Dichter verherrlichen ihn als Wohltäter der Menschheit. So doppeldeutig wie die Gestalt des Prometheus sind auch die Darstellungen weiterer mythologischer Figuren in der Kunst, wie Max Beckmanns ›Perseus‹ etwa oder Auguste Rodins ›Eva‹. Der Schlange wiederum sprechen einige Kulturen die Bedeutung der Widersacherin des Göttlichen zu, die einen harmonischen paradiesischen Zustand aufbricht. Gleichzeitig wird sie in anderen kulturellen Zusammenhängen mit sehr positiven Werten verbunden: als kosmische Urenergie, die ewig kreisend und strömend das Universum belebt, oder als das mythische Wesen, von dem alle anderen abstammen.

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NEUE WELTEN – Ts'ung – Symbol der Erde

Engel und Sirenen, der Hirtengott Pan und Flora, die Göttin der Blüten – Mischwesen, die zwischen Himmel und Erde verkehren, sind seit jeher Inspiration für Künstlerinnen und Künstler. In den allegorischen Werken steigen sie herab zu den Menschen oder hinauf in den Himmel, nehmen als Boten des Göttlichen menschliche Gestalt an und lenken unter den Menschen deren Schicksal. Sie stehen für die Verbindung von Kosmos und Erde, Jugend und Fruchtbarkeit, Vergänglichkeit und Tod. Ihre Erd- und Naturverbundenheit war vor allem für symbolistische Künstler wie Arnold Böcklin Ausgangspunkt zahlreicher Bildfindungen. Aber auch bei den Expressionisten und bis in die Kunst der Gegenwart lassen sich diese Motive und ihre universelle Symbolik wiederfinden.

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NEUE WELTEN – Ecce Homo

»Seht, da ist der Mensch!«. Honoré Daumier war zeitlebens vor allem als Karikaturist bekannt. Mit ›Ecce Homo‹ überträgt er seinen satirischen Stil auf die Leinwand und verleiht dem unvollendeten Gemälde eine bildhauerisch anmutende Qualität. Der lateinische Titel stammt aus dem Johannesevangelium und ist von dort in die Kunstgeschichte eingegangen. Er bezeichnet zum einen die Szene der »Schaustellung Christi«, die Jesus und das ihn verspottende Volk von Jerusalem zeigt. Zum anderen wird er für Andachtsbilder verwendet, die den leidenden Christus als Halbfigur oder stehende Ganzfigur darstellen. Immer wieder hat die christliche Bildtradition Künstlerinnen und Künstler inspiriert, neue Ausdrucksmittel zu entwickeln, um dem Menschen in seiner Fehlbarkeit und Verletzlichkeit plastische Gestalt zu verleihen.

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NEUE WELTEN – Doppelbildnis

Sehr viel direkter als das weit verbreitete Genre des Porträts spricht das Doppelbildnis über das Verhältnis von Menschen zueinander. Emil Nolde porträtiert zwei Schwestern, Rudolf Belling lässt Kain und Abel aufeinandertreffen. Die Bildnisse geben Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen: Zuneigung und Liebe, aber auch Zwietracht und Entfremdung. Die Darstellungen reichen von der zaghaften Annäherung über den sexuellen Akt der Liebenden und den spielerischen Trieb bis zum Ringen mit dem Tod. Freude und Trauer, Hochgefühl und Schmerz, Zuneigung und Missachtung finden auf ganz unterschiedliche Weisen Ausdruck. Doch die dargestellte Zweisamkeit ist mitunter trügerisch. Die Blicke begegnen sich nicht; oftmals sind sie auf die Betrachter gerichtet und machen uns so zu Beobachtern und Adressaten zugleich. Das Gegenüber ermöglicht auch einen Akt des sich Erkennens im Anderen.

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NEUE WELTEN – Monument for Tatlin

Der Brand von Notre-Dame de Paris hat gezeigt, dass Kirchen und Kathedralen bis in unsere Zeit Symbolcharakter besitzen. Sie stehen im Zentrum der Stadtgesellschaft, sind Ausdruck des menschlichen Kunstwollens und versinnbildlichen die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Die Architektur macht das in aufstrebenden Turmanlagen, Fensterfassaden, die den Innenraum mit Licht durchfluten, oder erhöhten Standorten erfahrbar. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert erhalten auch ingenieurstechnische Bauwerke wie der Eiffelturm und oder utopische Architekturen wie das im Entwurf 300 Meter hohe ›Monument für die III. Internationale‹ von Wladimir Tatlin symbolische Bedeutungen. Dan Flavin reflektiert Tatlins Entwurf in der Staffelung von Leuchtstoffröhren, welche die für das ›Monument‹ vorgesehenen Materialien Glas und Metall und dessen lichten Charakter aktualisieren.

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NEUE WELTEN – La moisson

Im Jahr 1902 gründet Karl Ernst Osthaus (1874–1921) das Folkwang Museum in Hagen. Schnell richtet sich seine Sammelleidenschaft auf die zeitgenössische, damals teilweise noch nicht etablierte Kunst. So erwirbt er die ersten Gemälde Vincent van Goghs für ein deutsches Museum. Aus der ersten Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland kauft Osthaus das Gemälde ›La moisson‹ an und zeigt es zur Eröffnung des Museum Folkwang in Hagen. Insbesondere die französische Kunst seiner Gegenwart hat es Osthaus angetan. Zu den frühen Erwerbungen zählen Werke von Gauguin, Cézanne, Signac und Matisse. Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Emil Nolde oder Pierre Auguste Renoir, verbindet ihn und seine Frau Gertrud eine jahrzehntelange Freundschaft. Osthaus ist nicht nur Sammler, sondern auch Mäzen und fördert zeitlebens viele Künstler in seinem Umfeld, so auch Christian Rohlfs, der 1902 im ersten Stock des Museums eine Wohnung und das Atelier bezieht und dort bis zu seinem Tod 1938 lebt und arbeitet.

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NEUE WELTEN – Stilleben mit Holzfigur

Anfang des 20. Jahrhunderts formt Karl Ernst Osthaus Sammlungen der Moderne, des europäischen Kunstgewerbes und nichteuropäischer Kunst aus unterschiedlichsten Kulturkreisen und setzt diese miteinander in Dialog. Nach seinem Tod im Jahre 1921 wird die Sammlung Osthaus vom neu gegründeten Folkwang-Museumsverein für die Stadt Essen erworben und 1922 mit dem bestehenden Städtischen Kunstmuseum unter der Leitung von Ernst Gosebruch vereinigt. Gosebruch, der bereits in den Vorjahren bedeutende Werke für das Städtische Kunstmuseum erwerben konnte, setzt sich wie sein Freund Osthaus für die Förderung der künstlerischen Avantgarde ein und baut die Museumssammlung bis zu seiner durch die Nationalsozialisten erwirkten vorzeitigen Pensionierung im Jahr 1933 konsequent aus. In diesem Raum werden frühe durch Osthaus und Gosebruch getätigte Museumsankäufe aus den Jahren 1902 bis 1914 präsentiert.

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NEUE WELTEN – Le bassin aux nymphéas

Seit dem 19. Jahrhundert erkunden Künstlerinnen und Künstler vermehrt Wege zur Abstraktion. Das Motiv der Landschaft ist für ihre Suche wesentlich, denn bei der Betrachtung der Natur verliert sich der Blick. Diese Erfahrung wird für die Malerei nutzbar gemacht: Im Schweifen des Auges, das die Szenerie aus der Ferne erkennt, das Gesehene aber aus der Nähe in einzelne Farbflächen zerlegt, tritt der Bildgegenstand hinter das Geschehen auf der Leinwand zurück. So taucht man angesichts der großformatigen ›Seerosenbilder‹ von Claude Monet in ein Meer von Farbe. Seit 1914 arbeitet Monet an der Idee einer raumfüllenden »Dekoration« dieser Werkserie, die 1927 in der Pariser Orangerie verwirklicht wurde und nach 1945 zur »Sixtinischen Kapelle des Impressionismus« avancierte. Für Künstler wie Mark Rothko ist Monets Behandlung von Licht und Farbe vorbildhaft.

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NEUE WELTEN – Scale

Josef Albers, der 1933 in die Vereinigten Staaten emigriert, wird mit seiner Serie ›Homage to the Square‹ zu einem der wichtigsten Anreger der US-amerikanischen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für die Vertreter der Hard Edge-Malerei ist das Bild keine malerische Illusion, sondern ein reales Objekt, das die Wand des Ausstellungsraums einnimmt. Sie verzichten auf eine erkennbare malerische Handschrift und eine freie Komposition des Bildaufbaus. Die Farbe wird großflächig und
gleichmäßig aufgetragen. Die systematische Gliederung der Bildfläche ergibt sich aus der äußeren Form. Diese muss nicht länger rechteckig sein, sondern kann wie bei Frank Stella und Kenneth Noland verschiedene geometrische Umrisse annehmen. Aufgrund ihrer Dimensionen entfalten die Bilder eine starke räumliche Wirkung.

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NEUE WELTEN – Großes weißes Feld

Ob in der Malerei oder der Fotografie – die Fläche des Bildes will bewältigt werden. In Serien und Experimenten, die um Gestalt und Form kreisen, wird der Bildraum erforscht und erweitert: Was ist ein Bild, warum entsteht es, welche Grenzen setzt es und was ruft es hervor? Günther Uecker beantwortet diese Fragen mit dreidimensionalen Nagelbildern, die mit unterschiedlichem Lichteinfall und Betrachtungswinkel zu flirren beginnen. Roman Opalka schreibt mit Akribie fortlaufende Zahlen auf seine Leinwand. Sie sollen das Vergehen der Zeit symbolisieren. Lotte Jacobi, Oskar Kreisel und Otto Steinert erschaffen in der Dunkelkammer abstrakte Fotografien, deren Dynamik und Expressivität allein durch unterschiedliche Lichtführung auf dem Fotopapier hervorgerufen werden.

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NEUE WELTEN – Mädchen am Tisch

Die Vielfalt von Szenen am Tisch in der Kunst spiegelt die Vielfalt menschlicher Kommunikation: Familien kommen am Esstisch zusammen und tauschen sich über die neuesten Ereignisse aus. Ein Tisch im Café ermöglicht ein zwangloses Treffen, am Stammtisch in der Kneipe wird diskutiert, gespielt und getrunken. Tische sind aber auch Orte der Konzentration und Reflexion, an denen man lesen, Gedanken niederschreiben oder Dinge erarbeiten kann. Am besten gelingt das in einem abgeschiedenen Raum. Mit dem ›SleepStudySkull‹ hat das niederländische Künstlerkollektiv Atelier van Lieshout die radikale Version einer Studierklause entworfen. Wer hier die Tür hinter sich schließt, finden sich in einer engen Zelle wieder, die nichts anderes birgt als ein Bett, eine Bank und einen Tisch.

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NEUE WELTEN – Regard halluciné

Bei näherer Betrachtung erscheinen die Dinge, die uns umgeben, manches Mal fremd und rätselhaft. Diesen Moment des Wunderns nutzen die Surrealisten: Sie führen in ihren Werken Zusammenhangloses, zufällig Gefundenes oder auch Gegensätzliches zusammen. Auf diese Weise erschaffen René Magritte, Yves Tanguy oder Salvador Dalí Bildwelten, die dem Traum oder Rausch entsprungen scheinen, und doch so nah an der Realität verbleiben, dass wir sie zu kennen meinen. Da erwachsen aus abgeklatschter Farbe ganze Landschaften und eine Straßenlampe beleuchtet das Innere eines Hauses. ›Der halluzinogene Blick‹ auf die Dinge bleibt auch nach 1930 von Bedeutung, als der enge Kreis der Surrealisten um André Breton sich aufgelöst hat. In der Folge werden Künstler wie Max Ernst oder WOLS mit ihren Werken zu Vermittlern, die die surrealistischen Prinzipien über Generationen und Ländergrenzen hinweg weitertragen.

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NEUE WELTEN – Maschka mit Maske

Mit selbstbewusster Geste malt Otto Mueller um 1919 seine Ehefrau Maschka und stellt ihrem Gesicht eine hölzerne Maske zur Seite – ein Symbol des Malers selbst, der sich von Maschka entfremdet fühlt. Die Maske schafft bildliche Distanz und zeigt, wie die Weltkunst den Formenkanon der europäischen Kunst verändert. Auch im theatralischen Spiel hat die Maske eine Funktion. Sie überspitzt, karikiert und legt auf subtile Weise Wesenszüge offen, die ansonsten hinter der Fassade des Alltags unsichtbar blieben. Ob in der Malerei, der Grafik, der Plakatkunst oder der Fotografie, die Maske ist allgegenwärtig. Sie bietet eine Projektionsfläche für Fantasie und lässt die Protagonisten in neue Rollen schlüpfen.

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NEUE WELTEN – Spielende Formen

Ab 1911 kommt es zwischen den damals politisch verfeindeten Ländern Deutschland und Frankreich zu einem intensiven künstlerischen Austausch: Franz Marc und Wassily Kandinsky, Gründer der Künstlergruppe ›Der Blaue Reiter‹, lernen den französischen Maler Robert Delaunay kennen. Delaunay verfolgt mit seiner Kunst eine »Aktivierung der Augen«. Mithilfe von Komplementärkontrasten und zersplitterten Bildflächen bringt er seine Farben in Bewegung. In ihrem Sog wird der dargestellte Gegenstand nebensächlich und die Formen beginnen zu spielen. Werkserien wie die Fensterbilder inspirieren nicht nur Franz Marc; die Kunst wird zu einem verbindenden Element über nationale Grenzen hinweg. »Das nennt man gerne Universalität«, schreibt Delaunay 1913 an Marc, »Gleichzeitigkeit, die schon weiter ist als Europa, die sich vom Menschen bis ins Universum ausbreitetet.«

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NEUE WELTEN – Ungdom

Die Jugend ist eine Zeit des Übergangs. Jugendliche empfinden sich selbst nicht mehr als Kinder und gelten den Älteren noch nicht als erwachsen. Die Jugend ist seit Jahrhunderten in ihrer Ambivalenz Inspiration für künstlerische Bildfindungen. In den Werken zeigt sich die Vielfalt dieser Lebensphase: Die Figuren erproben Ausdrucksformen für ihre sich entwickelnde Sexualität oder veranschaulichen das Uneindeutige der Geschlechter. Der Jüngling auf dem Gemälde Edvard Munchs, das ursprünglich zu einem Zyklus von Darstellungen verschiedener Lebensalter gehörte, präsentiert sich dem Betrachter männlich-selbstbewusst; Aristide Maillol verleiht seiner ›Stehenden‹ eine Haltung innerer Ruhe und Gelassenheit. Roland Kopps Fotografien von Jugendlichen auf dem Dorf hingegen machen deutlich, dass mit dem Erwachsenwerden auch die Unbeschwertheit der Kindheit verloren geht.

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NEUE WELTEN – Tänzer

Nachdem Max Pechstein aus Paris zurückgekehrt ist, schlägt ihn das Berliner Nachtleben in seinen Bann. Unter dem Eindruck von Varieté und Theater entstehen 1909 erste Kompositionen, die sich mit dem Tanz auseinandersetzen. 1910 wird die Beschäftigung mit dem Thema gar zum Gegenpol des Arbeitens in der freien Natur und Pechstein notiert: »Meine Mori[t]zburger Arbeiten sind leider ganz energielos und [ich] will jetzt mächtig loslegen, sobald [ich] etwas Mittel habe, [habe] 2 Tanzsäle vor […]«. ›Tänzer‹ ist eines der Gemälde, die im Herbst/Winter 1910 in Berlin entstehen. Bereits um 1911 geht das Werk in den Besitz des Theaterkritikers und Dramaturgen Felix Hollaender über, der als Nachfolger von Max Reinhardt das Deutsche Theater Berlin leiten wird. Seither in Privatbesitz konnte der Folkwang-Museumsverein das Gemälde im Dezember 2019 aus Mitteln des Nachlasses von Dr. Walter und Liselotte Griese für die Sammlung des Museum Folkwang erwerben. Der Neuankauf wird hier in wechselnden Präsentationen mit Werken von Edgar Degas über die Künstlergruppe Brücke bis hin zu Fotografien des Tanztheaters Pina Bausch kontextualisiert.

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NEUE WELTEN – Le petit blesse

Bildgewaltig erinnern Denkmäler an ruhmreiche Personen, an siegreiche oder verlorene Schlachten. Doch auch im kleineren Format vermögen Skulpturen uns mit ihren Gesten zu berühren. Vom alten Ägypten über das Mittelalter bis in unser Jahrhundert – die Verletzlichkeit des Menschen beschäftigt Bildhauer seit Urzeiten. Im Fall von Andachtsobjekten ist die Auseinandersetzung getragen vom Gedanken an ein Leben nach dem Tod. Wie bei Käthe Kollwitz‘ ›Turm der Mütter‹ oder Emile-Antoine Bourdelles ›Etude de guerrier blessé debout‹ kann sie aber auch Geschehenes reflektieren und Anteilnahme bewirken. George Minne veranschaulicht in seinem Werk eine Empfindsamkeit, die von seinen Figuren gleichermaßen körperlich und seelisch erlebt wird. Schließlich sind es die Stücke selbst, die als Fragmente von Verletzung und Verwundung sprechen und damit einen Teil ihrer Geschichte erzählen.

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NEUE WELTEN – Anomalien des frühen 21. Jahrhunderts

Fotografien von bekannten Personen des öffentlichen Lebens, gefunden und gesammelt im Internet, stoßen in der raumgreifenden Foto-Text-Arbeit von Sven Johne auf erfundene, von ihm und Sebastian Orlac verfasste Lebensläufe unbekannter Aussteiger und Verlierer. In Anlehnung an das über 600 Fotografien umfassende Mappenwerk ›Menschen des 20. Jahrhunderts‹ von August Sander entwirft Sven Johne einhundert Jahre später ein aktualisiertes und polarisierendes Gesellschaftsporträt unserer Gegenwart. Die im Titel benannten »Anomalien« könnten als Abweichungen von sozialen Normen gelesen werden. Die Verschiebungen zwischen Fotografie und Text bilden möglicherweise aber auch Fallbeispiele für die entkoppelten Lebenswelten von vermeintlichen Verlierern in unserer Gesellschaft und denen, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.

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NEUE WELTEN – Nelly in Blumen

Ein Vater, der Maler Otto Dix, blickt auf sein Kind. Nelly freut sich über die vielen Blumen und die umherschwirrenden Bienen. Mit wachen Augen, ausgestreckten Armen und schwebendem Schritt entdeckt sie die Welt und ist dabei ganz bei sich. In die auf den ersten Blick idyllische Darstellung schleicht sich bei längerer Betrachtung ein leichtes Unbehagen ein. Die Pflanzen überragen Nelly und deuten damit an, dass Kind-Sein auch mit Erfahrungen von Überforderung, Verlassenheit und Angst verbunden ist. Die Werke von Künstlern und Fotografen, die Kinder und deren Lebenswelten zeigen, besitzen oft etwas Zwiespältiges, weil darin die Welt der Erwachsenen auf die vermeintlich unbeschwerte Kindheit trifft und sich in ihr abbildet: Kindliche Spiele und Wettkämpfe weisen voraus auf die Herausforderungen des Erwachsen-Seins oder stellen dem Betrachter auf eindringliche Weise vor Augen, wie fragil die menschliche Existenz in jedem Lebensalter ist.

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NEUE WELTEN – La vague

Immer wieder bilden Naturphänomene den Ausgangspunkt für die malerische Erkundung ihrer überwältigenden Erscheinungsformen und die Frage nach der Darstellbarkeit von Natur mit den Mitteln der Malerei. Bei seinen Aufenthalten in Étretat an der französischen Atlantikküste malt Gustave Courbet die sich mächtig aufbäumenden und mit schaumiger Gischt anbrandenden Wogen in vielfältigen Variationen. Während bei Courbet das Naturmotiv zu einem eingängigen Sinnbild für seine Bemühungen um eine neue, realistische Naturschilderung wird, dringt Zao Wou-Ki in seinen fast gänzlich abstrakten Bildern in das Innere der Natur ein und sucht sie in ihrem Kern malerisch zu erfassen. In Gerhard Richters ›Wolken‹ hingegen dient ein unscharf gemalter Ausschnitt aus einer Fotografie als Folie für die Frage nach dem Abbild und dem Wesen der Malerei als zweiter Natur. Morris Louis‘ monumentales Schüttbild erinnert nur noch entfernt an Naturphänomene und findet über die Abstraktion zurück zur assoziativen Verbindung mit der Darstellung von Naturgewalten in den Werken seiner Gegenüber.

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NEUE WELTEN – Chance and Order

Wie können Kunstwerke geschaffen werden, wenn dabei die Abbildung der Wirklichkeit nicht mehr im Vordergrund steht? Seit über einhundert Jahren finden Künstlerinnen und Künstler immer neue Antworten auf diese Frage. Robert Delaunay, Wassily Kandinsky und Piet Mondrian experimentieren jeder auf seine Weise mit starkfarbigen geometrischen Formen, die sie zueinander in Beziehung setzen. Max Bill greift die musikalische Idee der Variationen über ein Thema auf und entwickelt eine Folge von 15 Lithografien, die alle auf dasselbe Ausgangsmotiv zurückgehen. In der Werkgruppe ›Chance and Order‹ bezieht Kenneth Martin bewusst den Zufall in den Entstehungsprozess ein – eine gezielte Abkehr von der Idee künstlerischer Intuition. So ergeben sich Formen, die für den Künstler selbst überraschend sind.

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NEUE WELTEN – Vermisst die Welt

Der Anblick der aufgehenden Sonne, eine Mondnacht über hohen Felsen, ein ausgelassenes Fest am Waldrand, zwei Menschen am Strand: Landschaftsbilder zeigen häufig Sehnsuchts- und Erinnerungsorte. In den Werken blickt der Betrachter auf Gebirge und Ebenen, Wälder und Meere, und zugleich machen die Gemälde und Fotografien menschliche Erfahrungen und Wunschvorstellungen sichtbar. Trotz zeitlicher und räumlicher Distanz wird Entferntes erlebbar. Während Camille Corot an die antike Erzählung eines Goldenen Zeitalters (Arkadien) anknüpft und Faune um einen Tempel tanzen lässt, hinterfragen die Künstler der Gegenwart landschaftliche Ideale wie das Paradies oder die unberührte Natur. Beate Gütschow, Katharina Fritsch und Darren Almond thematisieren mit fotografischen Mitteln die Entrückung der Welt durch Bilder, indem sie Ansichten einer imaginären Realität schaffen. Wer die Welt vermisst, beginnt nach ihr zu forschen und dringt dabei vielleicht wie Per Kirkeby tief in ihre Vegetation und ihr Gestein vor.

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NEUE WELTEN – Alle reden vom Wetter. Wir nicht.

Kunst und Werbung sind eng mit der modernen Großstadt verbunden. Plakate, Leuchtschriften und Schaufenster bestimmen seit dem späten 19. Jahrhundert das Erscheinungsbild des städtischen Raums. In der Moderne wird deshalb immer wieder die dadurch veränderte Wahrnehmung des Menschen thematisiert. Kunst und Werbung konkurrieren beide um die Aufmerksamkeit des Publikums. Die Pop Art bewegt sich dabei bewusst auf dem schmalen Grat zwischen einer kritischen Distanzierung von Reklame und Starkult einerseits und einer kalkulierten Nutzung ihrer Ästhetik andererseits. Die Plakatgestalter wiederum greifen die Bildsprache der Kunst und journalistischen Fotografie auf und arbeiten mit den daran geschulten Sehgewohnheiten und Erwartungen. Auf diese Weise wechseln einzelne Motive und Slogans, den eigenen Zwecken jeweils angepasst, zwischen den beiden Seiten hin und her.

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NEUE WELTEN – The Head

Das »hier« der einen ist das »dort« der anderen. Grenzen trennen, sie bestimmen Territorien, machen Menschen zu Ein- und Auswanderern und setzen unterschiedliche politische Systeme und Konventionen voneinander ab. Mit Bauwerken und Monumenten markieren und verbildlichen die Nationen Grenzziehungen. Grenzen sind aber auch veränderbar. Die deutsche Geschichte nach 1945 steht im Zeichen des Mauerbaus und seiner Überwindung. Wolf Vostell collagiert 1964 für ›You are leaving the American Sector‹ Medienbilder rund um den Checkpoint Charlie, während Meuser mit seinen Objekten ›DDR Wachturm und DDR Laster‹ (1986) durch die Titelgebung die Bewachung der deutsch-deutschen Grenze thematisiert. Auch Deimantas Narkevicius reflektiert die ehemalige Grenze zwischen Ost und West. Für seinem Film ›The Head‹  verwendet er historisches Filmmaterial von der Einweihung des Karl-Marx-Monuments in Chemnitz 1971. Doch Grenzen sind nicht nur territorial. So wird in Lovis Corinths ›Thomas in Rüstung‹ das Portrait des eigenen eingerüsteten Sohnes zum Sinnbild zwischenmenschlicher Vater-Sohn-Beziehungen.

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NEUE WELTEN – Les Naufragés

»Im Dezember 2014 komme ich erstmals nach Libyen und versuche Zugang zu einer Haftanstalt zu erhalten. Das gelingt mir in Zawiya, einem Männergefängnis rund 80 km Kilometer westlich von Tripolis gelegen. Dies sind die ersten Bilder, die ich in Libyen im Verlauf einer Stunde machen konnte. Ich werde die ganze Zeit von einem Polizisten begleitet, der einigen Männern verbietet zu sprechen und dafür anderen willkürlich das Wort gibt. Die Häftlinge geben mir schnell zu verstehen, dass sie von den Gefängniswärtern Anweisungen erhalten haben, mir konkret zu sagen, dass sie versucht haben, auf dem Seeweg nach Italien zu gelangen. Tatsächlich sagen sie, dass sie in der Hoffnung nach Libyen gekommen sind, Arbeit zu finden oder aus Konfliktgebieten zu fliehen. Während sie direkt in meine Kamera schauen, nehme ich ihre Gesichter auf. Es sind Männer ohne Papiere und ohne offizielle Identität.«
Haftanstalt für Migranten, Zawiya, Libyien

Die ›Human Writes Drawings‹ des Choreografen und Künstlers William Forsythe entstehen während Performances, bei denen großformatige Papiere, auf festen Metalltischen montiert, von Tänzerinnen und Tänzern mit Händen, Füßen und Mündern beschrieben werden. Die groben und energiegeladenen Zeichnungen nehmen Bezug auf die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, und deren Werte auch heute immer wieder neu angemahnt werden müssen.

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NEUE WELTEN – Der Fisch im Schafspelz

Jäger und Gejagte, Beschützer und Beschützte, Haustiere und Nutztiere – Tiere spielen in unserem Leben ganz unterschiedliche, oft widersprüchliche Rollen. In Literatur und Theater, bildender Kunst und Kunsthandwerk wird das Motiv des Tieres deshalb seit Jahrtausenden wie ein Gefäß benutzt, das mit verschiedenen Bedeutungen gefüllt werden kann. In der Sammlung des Museum Folkwang reicht die Bandbreite der Darstellungen vom ornamentalen Fliesendekor bis zum Entwurf einer Kühlerfigur. So wie Pinocchio im Roman von Carlo Collodi auf den listigen Fuchs und den schlauen Kater trifft, werden Tiere aufgrund ihrer Eigenschaften zu Symbolfiguren. In Schmuckstücken oder Andachtsobjekten übertragen sie ihre Kräfte auf den Menschen; in Erzählungen und Märchen dienen sie aber auch dazu, unsere menschlichen Eigenarten zu karikieren. Insofern halten uns die hier ausgestellten Werke nicht selten einen Spiegel vor Augen.

Mitwirkende: Geschichte

Detaillierte Angaben zu den Exponaten finden Sie hier: https://artsandculture.google.com/partner/museum-folkwang

Quelle: Alle Medien
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