Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Historischer Hintergrund
In den ehemaligen NSDAP-Gebäuden am Münchner Königsplatz richtete die amerikanische Militärregierung im Juni 1945 den „Central Collecting Point“ ein, eine Kunstsammelstelle für die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter an die rechtmäßigen Eigentümer. Die Institutionalisierung dieser Kunstsammelstelle sowie die kunsthistorische Arbeit am Collecting Point gingen auf die Zusammenarbeit militärischer, staatlicher sowie ziviler alliierter Verbände und Einrichtungen zurück. Die in der amerikanischen Besatzungszone für den Collecting Point zuständige Behörde der Militärregierung war die Monuments, Fine Arts & Archives Section (MFA&A).
Anlieferung von Kunstwerken an der Südpforte des Central Collecting Point, 1945/46 (1945/46)Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Im Juni 1945 begann der Abtransport der Kunstwerke und Kulturgüter aus ihren provisorischen Auslagerungsdepots, zu denen Schloss Neuschwanstein, Kloster Buxheim, die Salzmine bei Altaussee und zahlreiche andere Orte gehörten, nach München.
Registrierung von Kunstwerken im Lichthof des Central Collecting Point (1945/1946)Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Fotoatelier in Galerie II des Central Collecting Point: Marmorlöwe und andere Kunstwerke russischer Herkunft, 1946 (1946)Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Die eintreffenden Kunstwerke wurden registriert, mit einer Eingangsnummer (der sogenannten M- oder Munich Number) und Angaben über Provenienz, Lagerort, Gegenstand und Technik versehen und kurz beschrieben. Von August 1945 an erfolgten Restitutionen in die betroffenen europäischen Länder und innerhalb Deutschlands. Im September 1949 übergab die amerikanische Militärregierung die Verantwortung für die Sicherstellung und Rückgabe der noch im Collecting Point verbliebenen NS-Raubkunst an deutsche Behörden.
Ausstellung „Kunstschaffen in Deutschland“ im nördlichen Lichthof des Central Collecting Point, 1949 (1949)Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Im Lichthof des Collecting Point zeigte das benachbarte „Amerika-Haus“ seit 1949 Ausstellungen zur modernen, vor allem zur gegenstandslosen und zur internationalen Kunst. Sie bedeuteten ein bewusst gewähltes Gegenkonzept zu der Kunst, die im NS gefördert worden war. Die Ausstellungen standen im Zeichen der „Re-Education“ und sollten den Wiederaufbau der Münchner Kunst- und Kulturszene fördern.
Die Geschichte des Zentralinstituts für Kunstgeschichte
Maßgeblich angeregt durch den ersten Direktor des Central Collecting Point 1945/1946, den Kunsthistoriker Craig Hugh Smyth (1915-2006), wurde im November 1946 das Zentralinstitut für Kunstgeschichte als international ausgerichtetes kunsthistorisches Forschungszentrum gegründet.
Ludwig Heinrich Heydenreich (1903-1978), der erste Direktor des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, nach 1948 (1948)Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Gründungsdirektor des Instituts war Ludwig Heinrich Heydenreich (1903-1978), dem in den Jahren des Aufbaus Wolfgang Lotz (1912-1981) – 1946/1947 „acting director“ des ZI – und Otto Lehmann-Brockhaus (1909-1999) als Leiter der Bibliothek zur Seite standen.
Zeitgenössische Beschäftigung mit dem Central Collecting Point
2015 veröffentlichte das Zentralinstitut für Kunstgeschichte die Publikation „Der Central Collecting Point in München. Kunstschutz, Restitution, Neubeginn“ von Iris Lauterbach. Das Buch behandelt die Geschichte des Central Collecting Point in München, im Mittelpunkt stehen Standort, Einrichtung, Mitarbeiter und Arbeit der Institution in den Jahren 1945 bis 1951. Die Geschichte des aus dem Collecting Point hervorgegangenen Zentralinstituts für Kunstgeschichte und die Ausstellungspolitik des Amerika-Hauses werden im Rahmen der „Re-Education“ und des Wiederaufbaus der Münchner und westdeutschen Kunst- und Kulturszene nach 1945 beleuchtet.
So präsentiert sich das Zentralinstitut in der Katharina-von-Bora-Str. 10 in München heutzutage.
Außenansichten des Zentralinstituts: Daniel Schvarcz (2013)
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