Um 1860 entwickelt James C. Maxwell ein System
von Gleichungen, mit dem er elektromagnetische Wellen theoretisch beschreibt.
Heinrich Hertz gelingt der experimentelle Nachweis. Die erste Anwendung dieser
neuentdeckten Wellen ist die Funktechnik. Der Grundstein für die heutige
Informationsgesellschaft ist gelegt.

Versuchsaufbau nach Hertz für den Nachweis elektromagnetischer Wellen (um 1900) von Max Kohl AG (1876 - 1948, ab 1908 AG)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Zwischen 1886 und 1888 kann Heinrich Hertz experimentell beweisen, dass die physikalischen Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen denen des Lichts gleichen. Er legt damit den Grundstein für ein neues Verständnis der Elektrodynamik, aus dem heute unentbehrliche Dinge wie Rundfunk, Fernsehen, Funk, Mobiltelefonie und Radar erwachsen.

Funkeninduktor einer Marconi-Funkstation (1898) von Marconi's Wireless Telegraph Company Ltd. (1900 - 1963)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Guglielmo Marconi gelingt 1895 mit einem Knallfunkensender die erste Funkverbindung. Er war auch der erste, der den Funk kommerziell zur Übertragung von Nachrichten nutzte.

Flaschensender (Knallfunkensender) mit Empfänger nach dem System Braun (1903) von Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Marconi hat keine formale physikalische Ausbildung. Seine Sender entwickelt er empirisch auf Basis von Experimenten. Eine Reihe von Erfindern kann in den folgenden Jahren die Sender durch Einbeziehung physikalischer Grundlagen verbessern und die Senderleistung stark steigern.

Funkempfänger nach dem System Slaby/Arco (ab 1899) von Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) (1887 - 1967)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Löschfunkensender nach Max Wien (nach 1916) von Dr. Erich F. Huth Gesellschaft für Funkentelegraphie mbH (1908 - 1945)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Max Wien entwickelt 1906 die Löschfunkenstrecke. Die höhere Anzahl der Funken pro Sekunde ermöglicht eine größere Reichweite. Der höhere Ton ist leicht von atmosphärischen Störungen zu unterscheiden. Lösch- oder Tonfunkensender sind in den 1910er Jahren auf Schiffen weit verbreitet.

Acht Kohärer / Fritter nach Georg Graf von Arco (um 1904) von Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H System Telefunken (1903 - 1923)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Auch für den Empfang der elektromagnetischen Wellen werden alle denkbaren physikalischen Effekte untersucht. Die meisten Detektoren funktionieren nur quantitativ. Vorerst setzt sich der Kristalldetektor durch, mit dem auch die Amplitude bestimmt werden kann.

Schloemilch-Zelle (1903) von Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H System Telefunken (1903 - 1923)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Slaby-Stab zur Messung von Funkfrequenzen (um 1903) von Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H System Telefunken (1903 - 1923)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Telegramm, "Titanic to Baltic" (14.04.1912 23:10)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Seefunk

Schiffe auf See verlieren sich in der Weitläufigkeit. Bei Havarien ist schnelle Hilfe essentiell, wie das Unglück der Titanic 1912 zeigt. Dementsprechend ist der Seefunk eine der ersten Anwendungen des neuen Mediums und trägt entscheidend zu dessen Entwicklung und Verbreitung bei.

Löschfunkensender G 1400 für U-Boote (um 1915) von C. Lorenz AG (1906 - 1958)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Detektorempfänger B.P.S.S. 6.6.16 (1916) von C. Lorenz AG (1906 - 1958)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Seenot-Funkboje Debeg 7520 (1976 - 1985) von Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. (DEBEG m.b.H.)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Flugzeug-Kleinempfänger E 40, E 160 und C 1916 der Flieger-Bodenempfangstation I.d.Flg. (Inspektion der Flieger) (1916) von Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H System Telefunken (1903 - 1923)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Der Erste Weltkrieg ist einer der stärksten Entwicklungstreiber des Funks. Besonders für Grabenkampf und Einschießen der Artillerie ist die kabelgebundene Fernsprechtechnik nicht geeignet, so dass die Entwicklung kompakter Funkgeräte für Schützengräben, Flug- und Fahrzeuge vorangetrieben wird.

Mehrfach-Mikrofon zur Sprachmodulation von Poulsen-Sendern (1910) von C. Lorenz AG (1906 - 1958)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Sprechfunk

Die Funkübertragung von Sprache und Musik gelingt erstmals im Jahr 1906. Bei Lichtbogensendern wird ein solches Mikrophon in den Antennenkreis geschaltet, der mehrere Kilowatt Leistung trägt. Daher werden mehrere Mikrofone parallel geschaltet. Die Erfindung der Verstärkerröhre ermöglicht kompakte Empfangs- und Sendeapparate mit kürzeren Antennen.

Fernsprechverstärker mit Lieben-Röhre (um 1913) von Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) (1887 - 1967)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Die Erfindung der Elektronenröhre 1910, des Hochfrequenzverstärkers 1911 und des Rückkopplungsprinzips 1913 bringen den Durchbruch des Sprechfunks. Nun kann Sprache frequenzgenau auf ungedämpfte Wellen moduliert, übertragen und nach dem Empfang verstärkt werden.

Funksprechgerät RT-196 / PRC -6/6 (um 1955)Museum für Kommunikation Nürnberg, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Dieser Typ Funksprechgerät kommt im Vietnam- und Koreakrieg großflächig zum Einsatz bevor er sich weltweit verbreitet. Aufgrund der Form wird dieses Gerät oft als Vorläufer des Handys bezeichnet.

Mitwirkende: Geschichte

Auf einer Wellenlänge. Die Erfindung des Funks

Eine virtuelle Ausstellung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

Kuratorin: Dr. Tina Kubot

Alle Objekte aus dem Bestand der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

www.museumsstiftung.de

Quellen:
Trenkle, Fritz: Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945, Band 1, Ulm, 1989.

Rein, Hans; Wirtz, Karl: Radiotelegraphisches Praktikum, Berlin, 1922.

Häfner, Ansgar: Heinrich Hertz, Eine Funkgeschichte, Bühl/Baden, 1991.

Quelle: Alle Medien
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