Gustav Klimt - Die frühen Werke

Finde heraus, wie der berühmte Maler zu dem Künstler wurde, den wir heute kennen

Wien 14., Linzerstraße 247: Geburtshaus von Gustav Klimt (um 1900) von Moriz NährÖsterreichische Nationalbibliothek

Elternhaus

Gustav Klimt stammte aus einfachen Verhältnissen. Er kam am 14. Juli 1862 als zweites von sieben Kindern des Ehepaares Ernst Klimt (1834–1892) und seiner Frau Anna, geb. Finster (1836–1915), im damaligen Vorort von Wien, Baumgarten, zur Welt. Klimts Vater, der mit acht Jahren mit seinen Eltern aus dem nordböhmischen Dragschitz im Leitmeritzer Kreis nach Wien gekommen war, arbeitete als selbstständiger Goldgraveur, verlor während der Börsenkrise von 1873 jedoch seine Ersparnisse und musste zusehen, wie er die große Familie durchbringen konnte. Gustav besuchte zunächst acht Jahre Volks- und Bürgerschule.

Originalplan des k.k. Österreichische Museums für Kunst und Industrie (heute MAK): Facade gegen die Ringstrasse (1867) von Heinrich von FerstelMAK – Museum für angewandte Kunst

Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien

Trotz der finanziell angespannten Situation ermöglichen die Eltern ihrem Sohn Gustav sowie zwei weiteren Söhnen, Ernst und Georg, eine Ausbildung an der renommierten Kunstgewerbeschule in Wien, die erst wenige Jahre zuvor ihren Betrieb aufgenommen hat. Vorgesehen war zunächst eine dreijährige Ausbildung zum Zeichenlehrer für höhere Schulen, doch Gustav und Ernst absolvieren das Studium mit solcher Bravour, dass ihnen mithilfe eines staatlichen Stipendiums eine weitere, zweijährige Ausbildung im Fach Malerei gewährt wird. Bruder Georg spezialisierte sich hingegen auf die Herstellung kunstgewerblicher Metallarbeiten. Gustav und Ernst Klimt studierten zunächst Malerei bei Ferdinand Laufberger, dann, nachdem dieser überraschend gestorben war, bei Julius Victor Berger. 

Männlicher Akt (1883) von Gustav KlimtBelvedere

Einen wichtigen Teil der Malerausbildung an der Kunstgewerbeschule bildete das Studium des Aktes. Daher zählen zu den frühesten, von Klimt bekannten Arbeiten Studien männlicher Aktmodelle.

Porträt Gustav Klimt, stehend, Profil nach rechts, heller Anzug, Strohhut in der Hand (c. 1890) von UnbekanntWien Museum

Gründung der Künstler-Compagnie und erste Aufträge

Klimts Professoren an der Kunstgewerbeschule, Laufberger und Berger, zählten zu jenen Malern, die sich damals an den zahlreichen Aufträgen für die malerische Ausstattung der damals neu errichteten öffentlichen und privaten Bauten entlang der Wiener Ringstraße beteiligen. Sie unterwiesen die Brüder Klimt in den technischen Fertigkeiten der Malkunst und vermitteln den jungen talentierten Studenten auch bereits erste Aufträge. Die beiden auch unternehmerisch versierten Brüder Gustav und Ernst Klimt gründeten noch während ihres Studiums gemeinsam mit dem Studienkollegen Franz Matsch 1879 eine Arbeits- und Ateliersgemeinschaft, die sogenannte Künstler-Compagnie, die sich auf die Ausführung von Wand- und Deckenbildern spezialisiert. 1883 bezogen sie ein gemeinsames Atelier in der Sandwirthgasse 8 im sechsten Wiener Gemeindebezirk, wo sie Platz hatten, um auch großformatige Arbeiten auszuführen.

Entwurf zu einem Vorhang des Stadttheaters Karlsbad (1884/1885) von Gustav KlimtBelvedere

Deckenbilder und Theatervorhänge für die Theater im böhmischen Karlsbad

Die ersten Aufträge erhielt die Künstler-Compagnie vom Architektenbüro Fellner & Helmer, das in der gesamten Monarchie Theaterbauten errichtete, für deren Ausstattung unter anderem Theatervorhänge und Deckenbilder benötigt wurden. So gestalten die jungen Maler etwa die Deckenbilder des neu errichteten Theaters in der an der dalmatinischen Küste gelegenen Stadt Fiume (heute Rijeka, Kroatien) sowie Deckenbilder und Theatervorhänge für die Theater im böhmischen Karlsbad (heute Karlovy Vary, Tschechien) und Reichenberg (heute Liberec, Tschechien).

Fabel (1883) von Gustav KlimtWien Museum

Illustrationen für das Vorlagenwerk „Allegorien und Embleme“

In den Jahren 1883 bis 1884 schuf Gustav Klimt mehrere Werke, die als Illustrationen für das Vorlagenwerk „Allegorien und Embleme“ bestimmt waren. Der Wiener Verlag Gerlach & Schenk gab zwischen 1882 und 1885 reich bebilderte Bände heraus, für die zahlreiche Künstler eingeladen wurden, allegorische Darstellungen zu liefern. Klimt schuf die beiden Gemälde “Allegorie der Fabel” und “Allegorie der Idylle” sowie mehrere detailliert ausgeführte Zeichnungen. Stilistisch und motivisch blieb Klimt in diesen Werken noch ganz dem damals verbreiteten Stil eines Neoklassizismus verbunden, wobei er in der Ausführung einen akribischen Detailrealismus kultivierte.

Deckengemälde Frühling im Salon der Kaiserin, Hermesvilla (1885) von Gustav Klimt gemeinsam mit Ernst Klimt und Franz MatschWien Museum

Deckenbilder für die Hermesvilla in Wien

1885 erhielten die jungen Maler den Auftrag, Deckenbilder für einige Räume in der ab 1881 für Kaiserin Elisabeth errichteten Hermesvilla in Wien-Lainz zu malen. Die Decke des Schlafzimmers war bereits vom damaligen Starmaler Hans Makart begonnen worden, war aber aufgrund dessen 1884 eingetretenen Todes nicht mehr zur Vollendung gelangt. Auf Einladung ihres Professors an der Kunstgewerbeschule, Julius Victor Berger, vollendeten die drei jungen Künstler die Deckbilder dieses Saales, wobei ihnen Berger weitgehend die Entwürfe dazu lieferte. Im sogenannten Salon der Kaiserin konnte die Künstler-Compagnie hingegen eigene Entwürfe realisieren, an deren Ausführung alle drei Künstler gemeinsam Hand anlegten.

Die Deckengemälde der Feststiege Volksgartenseite des Wiener Burgtheaters (1886/1887)Burgtheater

Deckenbilder für Wiener Burgtheater

1886 erhielt die Künstler-Compagnie den prominenten Auftrag, große Deckenbilder in den beiden Treppenhäusern des nach den Plänen von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer neu erbauten Wiener Burgtheaters zu realisieren. Gustav Klimt und Franz Matsch führten jeweils vier Gemälde aus, Ernst Klimt malte zwei Gemälde. In diesen Deckenbildern widmeten sich die Maler Darstellungen zur historischen Entwicklung des Theaters, wobei sie sich in der Gestaltung um einen erstaunlichen Detailrealismus bemühen. Das führte dazu, dass sie bestimmte Szenen auf Fotografien vorbereiteten, in denen die Künstler und weitere Familienmitglieder in historischen Kostümen die Szenen lebensecht nachstellten. Ein solches Bemühen um Wirklichkeitstreue in der Darstellung historischer Themen war in diesen Jahren in ganz Europa beliebt; vorbildhaft waren etwa die höchst populären Gemälde des niederländisch-britischen Malers Lawrence Alma-Tadema. Für die Deckenbilder des Burgtheaters erhielten die jungen Maler das goldene Verdienstkreuz – und von Kaiser Franz Josef höchstpersönlich höchste Anerkennung.

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Wandbilder im Kunsthistorischen Museum

1890 erhielt die Künstler-Compagnie den Auftrag für die Ausmalung der Interkolumnenbilder und Zwickelbilder im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums. Mit den allegorischen Darstellungen zur historischen Entwicklung der Künste setzten sie erneut einen bereits von Makart begonnen Auftrag fort. Makart hatte noch für einen Teil der Wände des Treppenhauses allegorische Wandbilder zur Vollendung gebracht. Den Auftrag für die spektakulärste Fläche im Treppenhaus, nämlich die Gestaltung des riesigen Deckenbildes, erhielt allerdings der ungarische, in Paris lebende Maler Mihály von Munkácsy. Für die vier bis dahin noch leer gebliebenen Wandflächen zwischen den von Arkaden durchbrochenen Wänden des Treppenhauses schufen Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch bis 1891 jeweils vier Interkolumnen- und Zwickelbilder.

Bildnis einer unbekannten Dame (Frau Heymann?) (c. 1894) von Gustav KlimtWien Museum

Frühe Porträts

Neben den Wand- und Deckenbildern, die Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch realisierte, führte Gustav Klimt in zunehmendem Maße auch Aufträge für Porträts aus.

Sitzendes junges Mädchen (1894) von Gustav KlimtLeopold Museum

In diesen in den späten 1880er und frühen 1890er Jahren entstandenen Bildnissen entwickelte der junge Maler einen erstaunlichen Realismus. Jedes Detail wurde mit geradezu miniaturhafter Perfektion ausgeführt. Diese Arbeiten demonstrieren auf eindrucksvolle Weise, auf welchem hohem künstlerischen und maltechnischen Niveau sich der junge Gustav Klimt bereits damals befand. 

Der Blinde (1896) von Gustav KlimtLeopold Museum

Um die Mitte der 1890er-Jahre schuf er auch mehrere männliche Bildnisse, in denen sich im Gegensatz zu den bisherigen fotorealistischen Porträts ein auffällig lockerer Pinselstrich und ein weicher, diffuser Farbauftrag zeigt. Mit diesen Bildnissen näherte sich Klimt bereits einer neuen stilistischen Maltechnik an, die für die Bildnisse der späten 1890er Jahre charakteristisch werden sollte.

Ernst Klimt (1890) von Carl SchusterBelvedere

Ende der Künstler-Compagnie

Ernst Klimt heiratete im Oktober 1891 Helene Flöge. Im selben Jahr wurde Gustav Klimt Mitglied in der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens – Künstlerhaus, der damals wichtigsten Künstlervereinigung in Wien. 1892 übersiedelte die Künstler-Compagnie in ein Atelier in der Josefstädter Straße 21 im achten Wiener Gemeindebezirk. Der erfolgreiche Betrieb der Künstler-Compagnie erhielt jedoch einen schweren Schlag, als Gustavs Bruder Ernst unerwartet im Jahr 1892 starb. Zugleich verstarb im gleichen Jahr Klimts Vater. Die Künstler-Compagnie löste sich auf, Klimt stürzte in eine regelrechte Schaffenskrise. Matsch zog aus dem gemeinsamen Atelier in der Josefstädter Straße aus, Klimt arbeitete fortan allein dort. 1894 übersiedelte Gustav Klimt mit seiner Mutter, Bruder Georg und seinen beiden unverheiratet gebliebenen Schwestern Klara und Hermine in eine Wohnung in der Westbahnstraße 36 im siebten Wiener Gemeindebezirk. In diesem Familienverband, der lediglich durch die Eheschließung Georgs und durch den 1915 erfolgten Tod der Mutter Veränderungen erfahren sollte, blieb Klimt bis zu seinem Lebensende.

Mitwirkende: Geschichte

Text: Österreichische Galerie Belvedere / Franz Smola

© Österreichische Galerie Belvedere

www.belvedere.at

Quelle: Alle Medien
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